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Freitag, April 29, 2005

 
Politik, Gesellschaft

Neonazi-Aufmarsch in Leipzig - Konzert gegen Rechtsextremismus am Völkerschlachtdenkmal

Leider hat der Organisator des alljährlichen Neonazi-Auftriebs zu Leipzig, der juristische versierte, hochintelligente, taktisch wendige, bei Bedarf charmante und immer wieder aufs neue unterschätzte Hamburger Drahtzieher der rechtextremen Szene, Christian Worch, wieder mal vor Gericht einen Teilerfolg gelandet:

Der für den 1. Mai geplante Neonazi-Aufmarsch in Leipzig darf gegen den ausdrücklichen Willen der Stadt durch den linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz führen. Das hat das Verwaltungsgericht (VG) Leipzig am Freitag entschieden.
Straßenschlachten dürften damit, wenn überhaupt, nur mittels massivem Polzeiaufgebots zu verhindern sein.

Die Streckenführung steht seit Jahren im Mittelpunkt des Streits zwischen dem Leipziger Ordnungsamt und dem Hamburger Neonazi. Bereits im vergangenen Oktober hatten die Verwaltungsrichter ihm gestattet, durch Connewitz zu marschieren. Dazu kam es am 3. Oktober jedoch nicht wegen linker Krawalle von rund 2000 Gegendemonstranten. Es entstand ein Sachschaden von mehreren zehntausend Euro.

Auch in diesem Jahr befürchten Stadt und Polizei Ausschreitungen. Es werden bis zu 1000 Anhänger der rechten Szene erwartet. Die Polizei rechnet zudem mit rund 3000 Linken aus Berlin und Dresden, wovon etwa 1000 als gewalttätig eingestuft werden. Ihnen gegenüber stehen nach bisherigen Planungen etwa 2500 Polizisten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin. Zudem ist der Bundesgrenzschutz vor Ort.


Aus der online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung: Neonazis dürfen nach Connewitz - Stadt geht in nächste Instanz

Immerhin: vor dem symbolkräftigen Völkerschlachtdenkmal demonstrieren am 1. Mai keine "braune Horden" -dort findet nämlich das Open-Air-Konzert der Aktion "Leipzig - Courage zeigen" statt. Leipzig. Courage zeigen.


30. April 2005 // 18 Uhr Völkerschlachtdenkmal

Schirmherr:
Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Wolfgang Tiefensee

Konzert für Frieden, Demokratie und Menschenrechte

Leipzig zeigt Courage!

Eintritt frei!!!


Also: Wer zu Beltaine noch nichts Festes vorhat und gut nach Leipzig kommt, sollte kommen!

Dieses Konzert ist m. E. ein nachahmenswertes Beispiel, wie nicht nur Nazi-Aufmärsche an "sensiblen" Orten auf verhindert werden können, sondern wie den Rechtsextremisten die "Deutungshoheit" über von ihnen "besetzte" Symbole entwunden werden kann. Schließlich erinnert das Völkerschlachtdenmal - auch wenn seine Symbolik von Anfang an nationalistisch gefärbt war - an die Toten einer der blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts und an die "Befreiungskriege" gegen Napoleon, mit der viele später schmählich von den wieder erstarkten "alten Obrigkeiten" enttäuschter Hoffnungen auf einen demokratischen deutschen Staat verbunden waren.
Hoffentlich bleibt das Völkerschlachtdenkmal nicht das einzige missbrauchte Symbol, das vom "baunen Belag" befreit wird.

(Danke an ravenbird für den Hinweis.)
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Nachtrag am Abend des 1. Mais:

Es kam leider so wie zu erwarten:

Leipzig. Am Rande des Aufmarsches von etwa 1000 Neonazis ist es am gestrigen 1. Mai in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und mehreren hundert autonomen Gegendemonstranten gekommen. Die rund 2500 Ordnungshüter aus dem gesamten Bundesgebiet setzten Wasserwerfer und Tränengas gegen schätzungsweise 500 gewaltbereite Linksextremisten unter den knapp 5000 Gegendemonstranten ein.

Ganze Meldung:
Leipzig im Ausnahmezustand
Anmerkung: Gut, das die LVZ erwähnt, dass die Krawallniks nur eine Minderheit unter den Gegendemonstranten waren - andere Zeitungen handhaben das leider anders!

Das Konzert Samstagabend am Völkerschlachtdenkmal soll ein voller Erfolg und außerdem musikalisch gut gewesen sein, auf alle Fälle aber friedlich.

von Martin 17:33 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Kultur

"Lean Learning"

Deutschen Bildungspolitikern ist bekanntlich allerhand zuzutrauen - außer brauchbaren Ideen. (Siehe z. B. die überstürzte und wenig durchdachte
Einführung des 8-Jahrgangsstufen-Gymnasiums (G8) in Bayern.) Wer aber denkt,
"rot-grüne" Regierungen wären in Sachen Bildung realitätsnäher, sieht sich
getäuscht.
Die derzeitige (rot-grüne) Regierung Nordrhein-Westfalens will zum Beginn des nächsten Schuljahres die Fächer Biologie, Chemie und Physik abschaffen und stattdessen ein neues Fach "Naturwissenschaften" zumindest in den Klassen 5 und 6 einführen. Siehe hierzu die VDI-Nachrichten:
Macht das Fach Naturwissenschaften Sinn?

Dieses Fach "Naturwissenschaften", von den Schülern kurz "Nawi" genannt, gibt es in Berlin bereits seit Beginn dieses Schuljahres. Nach Auskunft einer betroffenen
Mutter existieren weder Lehrpläne noch Bücher dafür, so dass die Lehrer
ziemlich chaotisch und wild durcheinander irgendetwas durchnehmen. In der
Praxis sieht das dann z. B. so aus, dass ein Physiklehrer, der keine
Ahnung von Biologie hat, und ein Bio-Lehre, der nichts von Physik versteht,
sich das Fach teilen. Ihre Absprachen sehen dann so aus, dass der eine das Planetensystem unterrichtet und der andere Vogelfedern. Da das ganze Durcheinander
als ein Fach gilt und in einem Ordner abgeheftet wird, haben die
Kinder dann in bunter Mischung Monde, Federn oder chemische Reaktionen, manchmal auch ein Pflänzchen zum Auflockern.

Befürworter der Zusammenlegung behaupten, angelsächsische und skandinavische Länder hätten bewiesen, wie erfolgreich ein integrierter Unterricht in den Naturwissenschaften ist.
Allerdings (ich beziehe mich auf das mir bekannte Beispiel Schweden) gibt es dort nicht nur längst geeignete Lehrpläne und Lehrmaterialien, sondern die Fächertrennung ist in der neunjährigen "grundskola" sehr viel weniger ausgeprägt als in der
sehr schubladenhaften deutschen Schule. Fächerübergreifenden Unterricht ist dort längst die Regel, und nicht wie hierzulande, löbliche Außnahme.

Vermutlich hat CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers recht, wenn er den geplanten Nawi-Unterricht für ein Verlegenheitsmodell aus Spargründen hält. Allerdings hat auch seine Partei schulpolitisch wenig mehr zu bieten als eisernes Festhalten am altmodischen dreigliedrigen Schulsystem.

Ich schlage als nächsten Reformschritte die Zusammenlegung der Fächer Sport und Werken zu "körperliche Betätigungen", von Kunst und Musik zu "kulturelles Schaffen" und von Religion, Ethik, Sozialkunde, Philosophie und Geschichte zu "Abgehobenes Zeugs, das im Berufsalltag eh nur stört" vor!

Via Die Achse des Guten und nach eigenen Recherchen, weil ich's Anfangs nicht glauben konnte.

von Martin 11:06 | Einzelansicht & Kommentare (5)


Donnerstag, April 28, 2005

 
Medien

BILD mal wieder

Macht aus einer Verarsche-Aktion ihrer dümmsten Schlagzeile ever eine "Zustimmung".

Klar, dass die das selbst glauben könnten trau' ich nicht mal denen zu, aber was die wiederum ihren Lesern zutrauen an Dummheit zeigen die sehr deutlich, und die, die kein Internet haben dürften den Schmonzenz auch wirklich glauben. Soweit ist das auch nichts, worüber man sich wundern oder aufregen könnte, das machen die ja jeden Tag.

Aber das Bild von Pia ohne zu fragen abzudrucken überschreitet doch eindeutig eine Grenze, nämlich die der Urheberrechtsparagrafen wie die der Persönlichkeitsrechte, hier "Recht am eigenen Bild" - die Erlaubnis, das Bild bei Malcoms Wir sind Papst-Aktion zu veröffentlichen schließt nicht ein, dass das nun jeder andere auch ohne Erlaubnis dürfte.

Was tun? Zunächst sollte Pia auf jeden Fall die rechtliche Situation klären und von BILD ein kleines Sümmchen zu bekommen haben.

Dann gibt's das Gegenbild, das mit dem alt-Attribut "Bild klaut" versehen auf Pias Artikel zum Thema verlinkt, wie auch einen Bild klaut - Link auf den dazugehörigen Artikel im Bildblog, also eine Google-Bomb, wie Malcom vorschlug.

Bild klaut

von Hellblazer 10:27 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, April 27, 2005

 
Politik / Gesellschaft

Fordern und Fördern

"[...] Die elektronische Fußfessel bietet damit auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden. Viele Probanden haben es verlernt, nach der Uhr zu leben, und gefährden damit ihren Arbeitsplatz oder ihre Ausbildungsstelle. Durch die Überwachung mit der elektronischen Fußfessel kann eine wichtige Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. [...]"

Kein Science Fiction. Sondern der hessische Justizminister Christean Wagner in einer Presseerklärung der CDU (PDF-Format).

(via mehrzweckbeutel)

von Hellblazer 12:34 | Einzelansicht & Kommentare (3)


Dienstag, April 26, 2005

 
Politik / Kultur

Kundgebung zum G8 am 29.4. in Schweinfurt

Pressemitteilung der BiBa zum G8-Volksbegehren:
Im Rahmen eines bayernweiten Aktionstages für das Volksbegehren zur Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums vom 14.6. - 27.6. laden die Schweinfurter Mitglieder und Unterstützer vom Bündnis für Bildung in Bayern e.V. (kurz BiBa) am 29. April zu einem Infostand mit Kundgebung am Schweinfurter Markt, Südseite, ein. An dem Stand kann man sich von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr mit kostenlosem Informations- und Werbematerial eindecken. Die Kundgebung beginnt um 14.30 Uhr. Es spricht der Initiator und 1. Beauftragte für das Volksbegehren, Michael Steinbacher.
Biba wurde Ende Februar in Würzburg als bildungspolitischer Verein gegründet, der die einzige Chance, eine vernünftige Konzeption für die bayerischen Gymnasien zu entwickeln, in einer sofortigen Rückkehr zum G9 sieht. Das überhastet eingeführte G8 belaste Kinder und Familien außerordentlich, führe zu Schulstress und Angst und raube den Kindern die Möglichkeit zu sinnvoller sozialer, sportlicher, kultureller und kirchlicher Betätigung.
Die bis auf 36 Wochenstunden anwachsende Zahl der Unterrichtsstunden werde den Nachmittagsunterricht zur Regel machen, ohne dass vernünftige Betreuungsmöglichkeiten gegeben sind. Wegen der gestiegenen Stundenzahlen im G8 verschärfende sich der bereits bestehende Lehrermangel, was zu allerlei kuriosen Notlösungen durch das Kultusministerium auf Kosten der Kinder führe, so der Verein.
Den Antrag zur Zulassung des Volksbegehrens hatten über 2700 Bürger aus Schweinfurt Stadt und Landkreis unterzeichnet; sie erzielten damit weit mehr als 10 Prozent der bayernweit benötigten 25 000 Unterschriften.

Informationen zum Volksbegehren und zu BiBa gibt es unter www.volksbegehrenbayerng9.de und www.biba-online.net

von Hellblazer 11:45 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft

Zero tolerance: Fünfjährige aus Kindergarten in Handschellen abgeführt
Mädchen soll in Richtung einer Betreuerin geboxt haben - Polizei führte Kind ab - Mutter schaltet Anwalt ein

meldet der Standard.

(via Rollinger)

von Hellblazer 11:39 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft:

Rangordnungskämpfe - der alltägliche kleine Terror

Der US-Soziologen Robert W. Fuller hat in seinem Buch Somebodies and Nobodies – Overcoming the Abuse Of Rank die Machtkämpfe des Alltags, den ebenso alltäglichen gesellschaftlichen Machtmissbrauch, "Statusprotzerei" und "Unterschichten-Mobbing" untersucht, und dem Phänomen den Titel "Rankism" verliehen.
In Heise Telepolis erschien hierzu ein sehr lesenwerter Artikel von Patrik Bock:
Rankism

Machtmissbrauch, den wir mit unserem Status betreiben, ist an sich nichts Neuer. Kein Mensch ist gänzlich davor gefeit und jeder wird, ist oder war bereits Opfer.
Allerdings nimmt in letzter Zeit dieser "Rankism" zu - und, was schlimmer ist, er wird zunehmend gesellschaftlich akzeptiert.
Das ist alarmierend:
Denn am Ende der zwischenmenschlichen Machtspiele steht nicht selten blanker Terror. Vor allem der Terror der Individuen untereinander, aber auch der Machtmissbrauch zwischen sozialen Gruppen, bis hin zum Krieg innerhalb Gesellschaften und zwischen Nationen.

Mit "Rankism" etabliert der ehemalige US-Präsidentenberater und Rektor des Oberlin College (Ohio) einen Begriff, der weit über eine Trendbeobachtung hinaus zeigt und den er selbst als Mother of "Isms" bezeichnet. Rassismus (racism), Sexismus (sexism), Altersrassismus (ageism) – diese hat die Gesellschaft lang erkannt und zumindest in Frage und ins moralische Abseits gestellt. Nach Fuller sind die Phänomene aber nichts weiter als Ausprägungen des zentralen und ihnen zu Grunde liegenden Elements Rankism:

Alle bislang bekannten "Isms" sind nur die Köpfe einer Hydra; Rankism aber ist deren Herz und Körper.



Besonders interessant sind die Absätze, in denen Patrik Bock die (besonders unangenehme) deutsche Variante des Rankism behandelt.

von Martin 10:34 | Einzelansicht & Kommentare (1)


 
Kultur

Onlinejournalismus.de wird fünf

Happy Birthday, und macht so weiter.

von Hellblazer 07:21 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Samstag, April 23, 2005

 
Politik / Kultur

Denk' ich an Sachsen in der Nacht...

Ausgerechnet ein NPD-Abgeordneter aus dem Sächsischen Landtag, der mit seinen Äußerungen bereits weltweit für Aufregung gesorgt hatte, sitzt jetzt im Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung. [...]

meldet die Netzzeitung. Genauer handelt es sich um Herrn Gansel, der schon wegen seines verqueren Geschichtsbildes auffiel, der da nun ausgerechnet in Fragen der Bildung mitreden will.

Daneben hat sich die FAZ einmal genauer die wirren internen Strukturen dieser "Partei" angesehen.

von Hellblazer 12:40 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, April 19, 2005

 
Gesellschaft

"Fröhliches" Hexenverbrennen zur Walpurgisnacht

Schlechter Geschmack kennt bekanntlich keine Grenzen. Bei dieser "zündenden" Idee
des "Freizeit- und Kulturverein Abtsteinach" im Odenwald handelt es sich allerdings wohl um Menschenverachtung aus bodenloser Ignoranz:

Die "Weinheimer Nachrichten / Odenwald Zeitung" (WNOZ)schrieb in Ihrer online-Ausgabe (danke für den Hinweis an Bodecea):

WNOZ Walpurgis


Allerlei Mummenschanz an der "Steinachquelle"

Abtsteinach. (TL) Nach dem großartigen Erfolg in vergangenen Jahr lädt der Freizeit- und Kulturverein Abtsteinach auch heuer wieder in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai zum Walpurgisnacht-Fest auf der Grillanlage Steinachquelle.
Diese Nacht war unseren Vorfahren von besonderer Bedeutung. Damals wurden Freudenfeuer entzündet, um den Frühling zu begrüßen.

(...)

Nicht verpassen sollte man die symbolische Hexenverbrennung um Mitternacht, in Anlehnung an altes Brauchtum, mit dem die bösen Geister vertrieben werden sollten. Freudig und unbeschwert soll anschließend der Wonnemonat Mai begrüßt werden.

Doch bis dahin bieten die Veranstalter ab 20 Uhr für ihre Gäste allerlei Überraschungen und Mummenschanz. Natürlich dürfen auch Spezialitäten "aus der Hexenküche" nicht fehlen. Traditionsgemäß werden in der Nacht zum 1. Mai viele Maiwanderer unterwegs sein, die hier an der Steinachquelle jederzeit - natürlich bei freiem Eintritt - einen lohnenden Anlaufpunkt finden.


Ein "überkommenes" Brauchtum der symbolischen Hexenverbrennung zu Walpurgis ist mir nicht bekannt. Eine Verbindung mit alemanischen Fastnachstbräuchen (bei den nicht "Hxen" sondern symbolisch der Winter verbrannt wird) läßt sich allenfalls gewaltsam herstellen. Es handelt sich wohl um einen Fall von "Pseudo-Folklore" zwecks Fremdenverkehrsförderung - wohl in Anlehnung an die Verbrennung des Weidenmannes im keltischen Brauchtum.

Meines Erachtens ist so ein "Brauch" der symbolischen Hexenverbrennung eine Verhöhnung der Opfer der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung.
Dem "Freizeit- und Kulturverein Abtsteinach" gehört gehörig "Feuer unter dem Hintern" gemacht wegen dieser makaberen Idee. Über die WNOZ müßte man an die Adresse dieses Vereins kommen! Ich bitte um möglichst viele Leserbriefe.

von Martin 19:11 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Montag, April 18, 2005

 
Politik / Wirtschaft

Großindustrielle mit sozialer Verantwortung - gibt's sowas?

Ja, tatsächlich, sowas scheint es noch zu geben. Wendelin Wiedeking, der Chef von Porsche, und damit einer Firma, die entgegen aller Trends positive Geschäftsergebnisse einfährt, und das auch noch völlig ohne Arbeitsplatzexporte oder sonstige Sozialkahlschlagsforderungen, hielt eine Rede im Baden-Württembergischen Landtag, die den anderen großen Bossen deutscher Großkonzerne und Banke so garnicht Recht sein dürfte:
[...]Besonders kritisch sieht er die Tatsache, dass Unternehmen bei Standortverlagerungen ins Ausland die Kosten für die Planung der Investition, den Transfer der Arbeitsplätze, die Verwaltung und die Finanzierung des Tochterunternehmens voll steuerlich geltend machen können.

"Es ist wenig sinnvoll, ja geradezu der Gipfel des Unsinns, wenn man in Zeiten, in denen mehr als fünf Millionen Menschen als Arbeitslose in Deutschland registriert sind, den Job-Export auch noch aus dem deutschen Steuertopf subventioniert." [...]

berichtet das Manager-Magazin da, und man reibt sich die Augen, wenn es weitergeht:
[...] Wiedeking warnte vor Plänen von Politikern und Wirtschaftsexperten, den Standort Deutschland im globalen Wettbewerb durch Lohn- und Sozialdumping abzusichern [...]. Chinesische Lohnkosten wären in Europa volkswirtschaftlicher Unsinn. "Mit welchem Geld soll dann der deutsche Arbeitnehmer konsumieren? Diese ganze Geiz-ist-geil-Mentalität ist doch das eigentliche Problem."

[...]

"Derjenige, der seit zehn oder 20 Jahren für ein Unternehmen am Band gearbeitet hat, der seiner Familie in der Nähe der Fabrik inzwischen eine Eigentumswohnung gekauft oder ein kleines Häuschen gebaut hat, das er immer noch abbezahlt, der hat diese Option nicht", so Wiedeking. Unternehmer und Politiker seien deshalb gut beraten, die Sorgen der Menschen "ernster zu nehmen als bisher".

Ich glaub' mein nächstes Auto wird ein Porsche. Sobald ich mir einen leisten kann. Ein bisschen Wirtschaftsaufschwung könnte ich da aber noch brauchen für, hoffentlich also hört da wer auf den Mann.

von Hellblazer 18:04 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Sonntag, April 17, 2005

 
Politik / Wirtschaft

Was China kauft

Knapp erläutert Die ZEIT, wie das mit dem Waffenembargo gegenüber China eigentlich bisher ausschaut.

von Hellblazer 10:31 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Samstag, April 16, 2005

 
Gesellschaft, Medien

Fernsehen taugt nur begrenzt zur Aufklärung über Rechtsradikalismus


Starke Kritik an der Berichterstattung im Fernsehen über rechtsradikale Themen äußerte der Bielefelder Wissenschaftler Professor Wilhelm Heitmeyer beim Civis Medienforum in Berlin. "Das Fernsehen macht viel falsch", sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld am Freitag (15.04.05).


Da das Fernsehen auf "wirkungsvolle Bilder" und Extreme fixiert ist, sind Rechtspopulismus, Ausländerfeindlichkeit und latenter Antisemitismus in der gesellschaftlichen Mitte nur selten Thema. "Für das gefährlich Normale hat das Fernsehen keinen Sensor," so Heitmeyer, der deshalb nur an eine begrenzte Aufklärungsfunktion des Fernsehens in Sachen Rechtsradikalismus glaubt.

Die Tendenz zur "Sensationsdarstellung" verhindert auch eine wirklich aufklärerische Berichterstattung über Einwanderer:

Die Filmregisseurin Buket Alakus bedauerte, dass es zwar im Sport und im Showbusiness häufig Geschichten über Ausländer gebe, dass aber "normale" Immigranten-Geschichten eigentlich nie interessant genug seien. "Wir sind vielleicht normal, aber solche Leute dürfen nicht erwähnt werden, weil sie nicht interessant sind."


Fernsehen übersieht das "gefährlich Normale"

von Martin 23:45 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, April 15, 2005

 
Politik

Eine etwas andere CD-Rezi, über eine CD, bei der einem ganz anders wird

Fundsache aus der Online-Ausgabe der "Jungle World" vom 13. April 2005 (nicht zu verwechseln mit der ebenfalls "sozialistischen" aber arg betonhaltigen "Jungen Welt" und schon gar nicht mit der "Jungen Freiheit", dem Kampfblatt für den kultivierten Rechtextremisten):
Feuilleton: Nachrichten (Etwas scrollen, steht unter "Schlimmer geht’s nimmer".)


Schlimmer geht’s nimmer

Gedenk-CD. Nein, wir werden jetzt nicht behaupten, dass die Äußerungen, die der Spitzenschriftsteller Rolf Hochhuth über den Holocaustleuger David Irving vor kurzem in der Jungen Freiheit von sich gab, ein Beleg dafür seien, dass in diesem Land immer hemmungsloser antisemitischer Durchfall von sich gegeben wird. Der Spiegel hatte das getan, woraufhin von Hochhuth ausdrücklich kein Leserbrief in die Spiegel-Redaktion segelte, sondern ein Gedicht, das Hochhuths hehre Absichten und seinen ausgeprägten Antifaschismus belegen sollte. Und wir wollen Hochhuth wirklich nicht auf die Idee bringen, auch an die Jungle World einen seiner Verse zu schicken.

Der Anlass, sich überhaupt noch einmal mit Rolf Hochhuth beschäftigen zu müssen, ist eine CD, die man gut und gerne eines der schlimmsten Kulturprodukte der letzten Jahre nennen kann. Selten wurde einem Schwachsinn in solch konzentrierter Form geboten wie auf "Befreit! Lieder und Texte nach dem 8. Mai". Man schaut sich die CD an und denkt sich erst mal: Was ist das denn? Man sieht den Ausruf "Befreit!" und darunter "Pace", gedruckt auf eine Regenbogenflagge, und darunter wiederum die mit Photoshop hineinmontierten Gesichter von Konstantin Wecker, Peter Sodann und Rolf Hochhuth. Man sieht das alles, versucht zu verstehen, und fragt sich weiter: Was ist das denn?

"Befreit!", der Friedensbewegungs- und Anti-Irak-Kriegs-Slogan "Pace", "Lieder und Texte nach dem 8. Mai", der Bänkelsänger für Saddam Hussein, Konstantin Wecker, und der Junge-Freiheit-Spezl Rolf Hochhuth, alles und jeder wird hier zusammengerührt und so eine bizarre Verbindungslinie zwischen dem 8. Mai 1945 und der Friedens- und Anti-Globalisierungsbewegung unserer Tage hergestellt. Sinn ergibt das alles absolut gar keinen, außer für Konstantin Wecker, der im Booklet schreibt: "Wo Krieg um Naturschätze ärmerer Völker zur Normalität wird, findet das Kriegsgeschrei der Nazis vielstimmigen Widerhall." Wenn wir diesen Satz richtig verstehen, meint Wecker eigentlich: Die Amis sind die Nazis von heute. Oder so. …

Über den Inhalt der CD zu berichten, das sparen wir uns. Sie, lieber Leser, können uns dafür dankbar sein. (aha)


Einer jener Fälle, in denen die "Abgrenzung gegen Demokratiefeinde" glatt versagt, weil jemand "früher mal politisch ganz in Ordnung" war, weil man "gemeinsame Feinde" hat, und weil das polare "entweder-oder"-Denken sich, wie bei dem früher durchaus klugen Liedermacher Konstantin Wecker, so tief eingefressen hat, dass er als Gegner des Irakkrieges der USA auf den Trichter kam seine Sympathie für Saddam Hussein entdecken zu müssen.

Es gibt auch eine Tour zur CD, präsentiert von der PDS:

Termine - Befreit!

Schade, "Maurenbrecher" fand ich mal ganz gut, und dem VVN / BdA hätte ich mehr Geschmack zugetraut.

von Martin 13:01 | Einzelansicht & Kommentare (6)


Mittwoch, April 13, 2005

 
Geschichte, Gesellschaft:

Bedeutende archäologische Ausgrabung wird wieder zugeschüttet

Vor elf Jahren wurden bei Ausgrabungen in der Lahnaue zwischen Gießen und Wetzlar im mittelhessischen Waldgirmes (Kreis Gießen) Fundamente einer römischen Siedlung entdeckt. Die Archäologen hatten dort erstmalig Beweise gefunden, dass Römer und Germanen in der Zeit der "Germanenkriege" (ca. 33 v.u.Z. bis ca. 15 u.Z.) nicht nur gegeneinander gekämpft, sondern auch friedlich miteinander Handel getrieben hatten.

Jetzt sollen die einzigartigen Überreste wieder zugeschüttet werden. Der Grund, wie üblich: Geldmangel. Mir unverständlich ist allerdings, dass die CDU-FWG Mehrheit im Stadtparlament dem Projekt einer Restaurierung kritisch gegenüber steht.

Römische Siedlung wird wieder zugeschüttet
(Ich habe den Artikel in der Online-Ausgabe des "Frankfurter Rundschau" erst heute entdeckt, er ist aber nach wie vor aktuell.)

von Martin 11:12 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, April 08, 2005

 
Wirtschaft / Gesellschaft /Politik

Auf lange Sicht
[...] Doch es geht aber nicht darum, schlechte Dinge ein wenig besser zu machen. Es geht darum, auf möglichst lange Sicht Dinge gut zu machen. [...]

Von Echtzeit, dem Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität und dem zwischen Agieren und Reagieren, Langfristigkeit und Kurzsichtigkeit, schreibt Wolf Lotter bei brandeins. Es geht um Politik, Mangelverwaltung, Alternativen und ökologisches Denken abseits der Selbstkasteiung des bösen Menschen gegenüber einer überhöhten Natur, ein Bild, das letztlich auch nur die Trennung zwischen Mensch und Natur weiter fortschreibt.

Absolut lesenswert: Über kurz oder lang.

von Hellblazer 15:02 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Dienstag, April 05, 2005

 
Geschichte:

So wohnten die Wikinger

In dänischen und schwedischen Freilichtmuseen gab es so etwas bereits, jetzt zieht auch das deutsche Wikinger-Museum Haithabu nach: Vor den Augen des Publikums wird ein originalgetreues Haithabuer Haus aus dem Jahr 872 nachgebaut. Ab dem 19. Juni wird zuerst das 12 Meter lange und fünf Meter breite Holzgerüst eines Dreiraumhauses
errichtet. In den darauffolgenden Wochen können die Besucher beobachten, wie die Wände mit Lehm verschmiert werden und das Dach mit Reet gedeckt wird. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen sind, erfolgt dann die originalgetreue Einrichtung der Wohnräume.

Bis 2008 sollen sieben Häuser auf diese Weise rekonstruiert werden.

Meldung im Hamburger Abendblatt, 5. April 2005

Nachtrag: der Link zum Abendblatt funktioniert nicht mehr!

Eckernförder Zeitung




Wikinger-Museum Haithabu

von Martin 21:18 | Einzelansicht & Kommentare (2)


 
Gesellschaft/Politik

Unnötige Kosten durch Schilderwald

Laut einem Bericht der ADAC Motorwelt (Ausgabe 4/2005, Seite 40) stehen insgesamt über 20 Millionen Verkehrsschilder an deutschen Straßen, das bedeutet, rein statistisch findet man alle 28 Meter ein Schild. Das Aufstellen dieser Schilder kostete mindestens vier MIlliarden Euro, wenn man pro Schild 200 EUR für den Kauf und die Aufstellung ansetzt (was übrigens noch sehr niedrig geschätzt ist, die meisten Schilder kosten mehr).

Der ADAC schätzt, dass mindestens ein Drittel dieser Schilder überflüssig sind. Als Beleg für diese Hypothese dient u.a. das Beispiel der Gemeinde Selm. Dort wurden 1998 in einer gemeinsamen Aktion von Gemeinde und ADAC 40% der Verkehrsschilder zunächst im "Christo-Stil" verhüllt - und anschließend entfernt, da sie keiner vermißt hat.

Meiner Ansicht nach sollte man solche Aktionen in jeder Gemeinde durchführen. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Kommunen eigene Einrichtungen schließen müssen und nur mit Mühe ihre Straßen reparieren können, ließen sich bei Verkehrsschildern hunderte Millionen Euro einsparen, ohne dass dies einen Verlust an Lebensqualität bedeuten würde (im Gegenteil!).

Aber das Problem Schilderwald tritt nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa auf. Hier drei Beispiele:





Links ein Schilderwald vor einer französischen Tunneleinfahrt - ein guter Kandidat für die verwirrenste Schilderkombination Europas. In der Mitte eine österreichische Kreuzung, wo man gleichzeitig links abbiegen muss und nicht darf. Rechts ein Radweg in Luxemburg, der für alle Verkehrsmittel offen ist, nur nicht für Fahrräder. In allen drei Fällen könnte, ja muss man ohne Probleme ein Schild entfernen, beim ganz linken Beispiel sollte man meiner Ansicht nach die Beschilderung komplett neu überdenken.

von *V.K.* 13:36 | Einzelansicht & Kommentare (3)


Samstag, April 02, 2005

 
Politik, Heidentum:

Aktionstag gegen Rechtsextremisten in der Stadt des "Sachsenhains"

Die "taz" berichtet am 2. April 2005 in ihrer online-Ausgabe Ein Tag gegen Verdens Rechte über den "Aktionstag gegen Rechtsextremismus". Ein Bündnis von 100 Gruppen demonstriert gegen die geplanten Aufmärsche von NPD und
rechtsextremen Kameradschaften im niedersächsischen Verden an der Aller. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Auflärung über die sich im Raum Verden häufenden rechtsextremen Aktivitäten.


In den letzten Jahren verstecken sich die lokalen Neonazis nicht mehr. Selbsbewusster treten die Mitläufer auf, die sich um den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) Florian Cordes aus Achim und die Neonazis Jörg Sascha Schüler und Matthias Schulz vom Neonazizentrum "Heisenhof" in Dörverden scharen. Anfang 2004 störten sie in Buxtehude eine von einer Schülerinitiative veranstaltete Diskussionsrunde zu Neonazismus und griffen, bewaffnet mit diversen Schlaggegenständen, eine GEW-Veranstaltung über "Neofaschismus" an.


Der "Heisenhof" wird von berüchtigten Hamburger Neonazianwalt Jürgen Rieger betrieben. Rieger ist außerdem Leiter der "Artgemeinschaft", einer extrem "völkischen" (sprich: nationalistischen und rassistischen) Neuheiden-Vereinigung. Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Propaganda der "Heisenhof"-nahen "Kameradschaften" mit germanischen und pseudo-germanischen Versatzstücken arbeitet.
Mehr Infos: Anti-Heisenhof Informationsportal

Eine besondere Rolle in der Propaganda der Neonazis um Rieger spielt der "Sachsenhain" in Verden/Aller. Diese "Kultsttätte" wurde 1934 von der SS-eigenen "Stiftung Ahnenerbe" in Erinnerung an das "Verdener Blutgericht" errichtet:
In Jahr 782 sollen an dieser Stelle 4500 aufständische Sachsen von Karl dem Großen hingerichtet worden sein. Das IDGR veröffentlichte dazu diesen informativen, aber im Detail problematischen Artikel:
Wohin Neuheiden zu Ostern pilgern

Damit ergibt sich für demokratisch gesonnene Asatruer das Problem, dass im Raum Verden /Aller alles "Germanische" und vor allem alles "germanisch-neuheidnische" solide rechtsextrem besetzt ist. Man kann es den Verdener Demokraten, die gegen
Neo-Nazis aufstehen, dehalb nicht verübeln, dass für sie aktiv demokratisch gesonnene Neuheiden buchstäblich unvorstellbar sind.

Nachtrag vom Montag, dem 4. April: die Gegendemo war ein voller Erfolg - statt der erwarteten 1000 kamen 5000 Teilnehmer, die gegen ein braunes Häufchen von ca. 200 Rechtsextremisten auf die Straße gingen (und Verden ist eine Kleinstadt!). Berichte in der online-Ausgabe der "taz":
Wenn selbst Sophie Scholl zur Demo geht und
Neonazis demonstrieren in leeren Straßen

von Martin 12:15 | Einzelansicht & Kommentare (0)


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