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Donnerstag, September 01, 2005

 
Politik, Umwelt
Heimliche Freude über Hurrikan-Katastrophe

Normalerweise lößt eine schwere Naturkatastrophe Wellen von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus. Bei den Folgen des Hurrikans Katrina in den Südstaaten der USA scheint das bei vielen Deutschen völlig anders zu sein: Während an der amerikanischen Golfküste hunderte Menschen ihr Leben, zehntausende Hab und Gut verloren haben, reagieren sie eiskalt und selbstgerecht. Kostprobe (aus einem Leserbrief an die "Welt"):
Man sollte bei allen Schreckenszenarien nicht vergessen, daß die USA bewußt zu den größten Umweltsündern der Erde gehört. Schließlich sind die Autos, mit denen sich die Menschen aus New Orleans quälen, zum Teil mit Motoren ausgestattet, die locker 18 Liter schlucken. Man könnte, wäre man gläubig, fast von einer Strafe Gottes reden.


Diese "selber Schuld"-Mentalität ist, mit Verlaub, zum Knochenkotzen! Schon deshalb, weil die armen Slumbewohner in New Orleans, die keine dicken Autos fahren, am meisten darunter leiden, dass eine komplette Großstadt absoff. Leider äußerten sich auch Journalisten in ähnlicher, wenn auch geschickter formulierter, Weise. Das ist primitver, undifferenzierter Anti-Amerikanismus der untersten Schublade und hat nichts, aber auch gar nichts, mit brechtigter Kritik an der US-Regierung oder an konkreten Mißständen in den USA zu tun.

So berechtigt Hinweise auf Klimaveränderungen, daraus resultierende stärkere Stürme usw. vielleicht sind - wenn im jedem dritten Satz darauf hingewiesen wird, dass die USA das Kyoto-Protokoll (eine meiner Ansicht nach eher symbolische Maßnahme) nicht unterschrieben hätten, dann wirkt das eher peinlich. Oder überheblich. Von der wohl obligatorischen Lust am Weltuntergang ganz abgesehen.

Besonders schlimm: Auch der sonst von mir durchaus geschätzte Bundesumweltminister Jürgen Trittin stößt in das selbe selbstgerechte Horn. In seinem Gastkommentar in der "Frankfurter Rundschau" gibt es kein einziges Wort des Mitgefühls für die Katastrophenopfer: "Ein 'Kyoto zwei' wird dringend gebraucht"
Statt dessen schreibt er:
Der amerikanische Präsident verschließt die Augen vor den wirtschaftlichen und menschlichen Schäden, die seinem Land und der Weltwirtschaft durch Naturkatastrophen wie Katrina, also durch unterlassenen Klimaschutz, zugefügt werden.

Klar, hätte Bush brav das Kyoto-Protokoll unterschrieben, wäre der Hurrikan ein laues Lüftchen geblieben! Bemerkenswert, auf was Politiker im Wahlkampf so kommen, wenn es darum geht, sich als ökologische Musterknaben zu verkaufen. Besonders peinlich, wenn jemand tatsächlich umweltpolitische Erfolge in seiner Amtszeit erzielt hat - die aber wohl nicht "wahlkampftauglich" genug sind.

So was kommt auch prima in den USA an und hebt das Ansehen Deutschlands in der Welt ungemein, wie man sieht:
"american readers are furious at German Environmental Minister Jürgen Trittin, who believes America's lax policy on global warming is partly to blame for Hurricane Katrina. Here are some of the kindest of their responses: Mr. Trittin, You've Got Mail!


Sehr lesenswert und ein Lichtblick in all der Mitleidslosigkeit ist folgender Kommentar in "Spiegel Online": Bashing statt Spenden

Aber deutsche Hilfsgelder an amerikanische Hilfsorganisationen wären auf der anderen Seite des Atlantiks sicher willkommen. Offenbar glaubt man hierzulande, dass die Amerikaner unser Geld nicht brauchen. Merkwürdig: Dieselben Leute, die sonst immer die neue Armut, die Ghettos und die Slums in den USA beweinen, wenn sie die Vereinigten Staaten als gnadenlosen Monsterkapitalistenstaat beschreiben, sind jetzt, wo Hilfe wirklich gefragt ist, ganz still.


Michael Kastner hat auf seinem Blog die URLs von Hilfsorganisationen zusammengestellt. Hier: www.freiheitsfabrik.de

von Martin 09:01 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Kommentare:

Also ich mag Herrn Trittin nicht sonderlich, aber kann es nicht auch sein das die Zeitung seine Anteilnahme einfach nicht mit abgedruckt hat?

Ansonsten ist es echt peinlich, was Teile unserer Presse und Mitmenschen mal wieder für ein Verhalten an den Tag legen.
Als das schreckliche Hochwasser im Osten war, gab es irre viel Hilfe aus den USA - jetzt wäre es Zeit sich dafür zu revangieren.

Gruß Micha


Was den von mir wohlwollend zitierten Artikel in Spiegel-online betrifft: Er ist, wie ich inzwischen erfuhr, nicht unproblematisch, und instrumentalisiert seinerseits da Leider der Opfer:
http://www.lautgeben.de/2005/09/01/who-cares-about-the-flut-opfers/

Ich hatte bei der Lektüre des "Spiegel"-Artikels in der Tat nicht mitbekommen, dass Trittin seinen Beitrag schon geschrieben hatte, als Hurrikan Katrina New Orleans noch nicht erreicht hatte.

Trittins Artikel werte ich als äußerst fragwürdigen Wahlkampfbeitrag. Ein Skandal ist er allerdings nicht.


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