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Mittwoch, Mai 04, 2005

 
Gesellschaft, Politik

Angst - der Feind des Liberalismus

Ein interessanter Essay des in Stanford lehrenden Philosophen Richard Rorty zum Liberalismus (nicht zu verwechseln mit der "neo-liberalen" Wirtschaftsideologie)
aus der liberalen Neuen Zürcher Zeitung:
Eine Angelegenheit des Herzens


Liberale gibt es in vielerlei Schattierungen: als Gläubige und Atheisten, als Optimisten und Pessimisten, als Kantianer und Mill-Anhänger, als Ironiker und Tugendbolde. Was diese unterschiedlichen Sorten von Menschen zusammenbringt, ist ihre Fähigkeit, sich in diejenigen hineinzuversetzen, welche leiden. Sie sind leichter als die Rechten zum Handeln zu bewegen beim Anblick von Brutalität, Erniedrigung und Ungerechtigkeit. Sie teilen zwar keine Weltanschauung, doch ist ihnen die gefühlsmässige Reaktion gemeinsam. Liberalismus ist eine Angelegenheit des Herzens, nicht des Geistes. Die verächtliche Bezeichnung, die Liberalen von Konservativen in den Vereinigten Staaten derzeit an den Kopf geworfen wird: "weltverbessernde Weicheier" ("do-gooding bleeding hearts"), trifft es genau.


Rorty zufolge ist der große Feind des Liberalismus Angst - die Angst, es gebe nicht genug zu verteilen. Diese Angst erklärt auch den erstaunlichen Erfolg des Fundamentalismus:


Dieses ständig zunehmende Gefühl der Unsicherheit ist - in den Vereinigten Staaten - auch verantwortlich für das erstaunliche Anwachsen der fundamentalistischen Kirchen wie der sogenannten Assemblies of God. Mitglieder dieser Kongregationen glauben, dass eine persönliche Beziehung zu Jesus weltlichen Erfolg garantiert. Christliche Fundamentalisten aus den Vorstädten bilden nun den wichtigsten Teil der "Basis", auf deren Unterstützung Politiker der Republikaner sich verlassen können, wenn sie Regierungsbeihilfen für Arme beschneiden.


Das Schwinden des liberalen Denkens aufgrund materieller Ängste ist auch in Europa zu beobachten:


Die erschreckende Zunahme einer fremdenfeindlichen Haltung in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft ist leichter zu erklären als der beträchtliche Anstieg der Gier und Selbstsucht, der in den Vereinigten Staaten während der Reagan-Regierung einsetzte; doch er ist genauso gefährlich.

von Martin 11:26 | Einzelansicht & Kommentare (0)


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