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Montag, Dezember 06, 2004

 
Wirtschaft

Publicity um jeden Preis?

Im Werbeblogger habe ich einen besonders krassen Fall von fehlgeitetem "Guerillamarketing" gefunden: Ein Hersteller von Edel-Olivenöl, angeblich dem "teuersten der Welt", ließ Obdachlose per beschriftetem Pappkarton Werbung für sein Produkt laufen. Werbeblogger Pattrick Breitenbach stellte dazu fest:
Einer der angeblich exklusivsten Olivenölhersteller benutzte "echte" Obdachlose als Werbeträger. Mir leuchtet immer noch nicht ganz ein wieso und warum? Keinerlei Bezug zum Produkt, reine Aufmerksamkeitshascherei, keinerlei sozialen Hintergedanken.
[...]
Ich als Mensch kann nur sagen PFUI!

Dem kann ich mich nur anschließen.

Die Presseerklärung zur Aktion überbietet den Zynismus der eigentlichen Aktion noch. So ist dort zu lesen:

[...] Männer, die kein festes Dach über dem Kopf haben, für die es nicht selbstverständlich ist, sich täglich mehrmals ein Essen leisten zu können und die sicherlich im Winter auch oft frieren, erklärten sich trotz ihrer schwierigen Lebenssituation bereit für das Edel-Produkt Zabbara Werbung zu machen. Außergewöhnlicher kann Reklame nun wirklich nicht sein! [...]

Natürlich muss es da nicht "trotz" heißen, sondern "wegen", denn in einer existenziellen Notlage, wie sie dort beschrieben ist, verkauft man auch einmal seine Würde. Die Formulierung zeigt lediglich den völligen Realitätsverlust der Verantwortlichen - oder eben einen schon fast menschenverachtenden Zynismus, sollte denen tatsächlich bewusst gewesen sein, was sie da schreiben.

Während der PR-Blogger eine beinahe resignierte Reaktion zeigt, indem er "Grenzverletzungen" als "nun mal zum viralen Marketing" gehörig attestiert, dreht Max Zorno auf und bezeichnet die Aktion in seinem Weblog als Die wahrscheinlich geschmackloseste Olivenöl-Werbung der Welt. Dabei geht er auch auf den Punkt ein, dass er schon durch die Erwähnung des Falles, auch wenn dies noch so kritisch erfolgt, die Aufmerksamkeit, die die Aktion verursacht, erhöht:

[...] Es ging nur um billige Aufmerksamkeit. Natürlich trage ich mit diesem Beitrag auch dazu bei - aber, wenn man sich wie ich mit miesem Marketing beschäftigt, kann ich zu dieser Aktion nicht schweigen. [...]

Natürlich hat er da nicht Unrecht, und natürlich trägt die Berichterstattung, auch die kritische, dazu bei, dass aus der Guerillamarketingaktion auch eine virale Marketingaktion wird. Aus diesem Grund habe ich auch lange überlegt, ob ich das Thema hier aufnehmen soll.

Aber diese cleveren Marketingstrategen vergessen eines: den Konsumenten, denjenigen, der das Beworbene kaufen soll.

Die sind nämlich lange nicht so dumm, wie manche glauben, sie verkaufen zu können. Natürlich ist Aufmerksamkeit das A und O erfolgreichen Marketings. Aber - und das ist etwas, was gerne vergessen wird - auch die Qualität der Aufmerksamkeit zählt, soll ein Erfolg tatsächlich ein nachhaltiger sein. Das wissen auch erfolgreiche Guerilla-Marketingler und gehen ebenfalls auf Distanz.

Mit einer solchen Aktion lässt sich keine Sympathie gewinnen. Mag sein, dass der ein oder andere Zyniker sich tatsächlich davon beeindrucken lässt und ein Fläschchen Olivenöl dieser Marke da kauft - mag aber auch sein, dass der Hersteller das Marktpotential der Zielgruppe "Zyniker" überschätzt und sich von "seinen" Konsumenten ebenso schnell und zynisch verlassen sieht, wie er selbst sich diesen angebiedert hat...

von Hellblazer 15:47 | Einzelansicht & Kommentare (0)


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