Youtube – Religionskritik unerwünscht

3. Oktober 2008 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

Man kann geteilter Ansicht darüber sein, ob der „große Hostienschändungs-Wettbewerb“, den der streitbare Mathematikprofessor PZ Myers aus Minnesota (USA) anregte, sonderlich geschmackssicher ist. Allerdings sollte auch wenig geschmacksvolle Satire kein Grund für Zensur auf YouTube sein. Nun wurde allerdings auch das neueste Video des britischen Satirikers und Religionskritikers Pat Condell zensiert, in dem er gegen die Übernahme des Scharia-Rechts in Großbritannien eintritt.

Der Anlass für die Aktion des aktiven Atheisten war ein Fall von „Hostienentführung“: Webster Cook, ein amerikanischer Katholik, hatte eine Hostie aus der Messe geschmuggelt, nachdem sie ein Priester segnete. Er aß sie nicht, wie er es sollte, sondern er lief mit ihr davon.

Dieser Vorgang, der sich in vergleichbarer Form sicherlich schon in zahlreichen katholischen Gemeinden ereignet hat, und es normalerweise nicht in die Medien schafft, rief, nachdem er es in die Medien geschafft hatte, bei (fundamentalistischen) Katholiken bizarre und erschreckende Überreaktionen hervor – die bis zu Morddrohungen gingen. hpd-online: Morddrohungen wegen entführter Hostie – Dr. Myers Artikel: It’s a frackin‘ cracker!

Nach Angaben von PZ Myers wurden die Videos, die aus den „Hostienschändungswettbewerb“ hervorgingen, von den Betreibern von YouTube zensiert. Alle Videos wurden gelöscht. YouTube chickens out.

Diese Rücksichtnahme auf religiöse Gefühle ist doch recht bemerkenswert, da es bei YouTube noch immer Nazi-Propaganda zu bestaunen gibt. Wer möchte, kann sich Hitlers Sportpalastrede dort ansehen oder „Der Führer besucht die Kruppwerke“, online gestellt von einem gewissen „AryanHunt“.
(Was ich übrigens nicht so schrecklich finde, schließlich handelt es sich um Dokumente historischer Propaganda, die, spärlich kommentiert, auch im ZDF laufen könnten. Aber es zeigt, dass YouTube in anderen Fällen bereit ist, den Begriff der Meinungsfreiheit großzügig auszulegen.)

Nachdem sich YouTube schützend vor das katholische Dogma der Kekswerdungs Christi gestellt hat, löscht es nun das neueste Video des britischen Satirikers und Religionskritikers Pat Condell. Er spricht sich darin gegen die Übernahme des Scharia-Rechts in Großbritannien aus und bewirbt eine entsprechende Petition. Außerdem kritisiert er vor allem Saudi Arabien und seine extremistische Form der Islamauslegung. Petition YouTube for Pat Condell.
Parallelen zum Fall der „Mohammed-Karrikaturen“ sind meiner Ansicht nach unzufällig. Es zahlt sich offensichtlich aus, auf die Verletzung religiöser Dogmen hysterisch und buchstäblich tödlich beleidigt zu regieren.

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