Wikinger, Völvas und Drogenhanf

9. April 2014 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Hanf war für die als „Wikinger“ bekannten frühmittelalterliche Seefahrer unbestreitbar wichtig: Keine andere heimische Faser eignet sich so gut für Tauwerk.
Ob Hanf damals auch als Rauschmittel verwendet wurde, ist hingegen umstritten.

Die Professoren Willy Pedersen von der Universität Oslo und der Robin Zimmer von der Universität von Melbourne traten gemeinsam für die Wiederaufnahme der Debatte über die Legalisierung von Cannabis in Norwegen ein – im Rahmen einer einer internationalen Konferenz über psychische Gesundheit, Alkohol-und Drogenforschung in Trondheim (Norwegen).
Ihre wissenschaftlich fundierter Vorschlag ist in einer Zeit relevant, in der sich die politische Umgang mit Cannabis bzw. Marihuana weltweit ändert.

Osebergschiff

Oseberg-Schiff im Wikingerschiffsmuseum, Oslo
Photo: Arnejohs/Wikimedia Commons

Im Jahr 2007 wurden einige Hanfsamen in einem kleinen Lederbeutel unter den Grabbeigaben für zwei Frauen gefunden, die vor mehr als 11 Jahrhunderten auf einem Wikingerschiff bestattet worden waren. Der Fund warf die Frage auf, in welchen Umfang psychoaktive Mitteln im frühmittelalterlichen Nordeuropa verwendet wurden, und welche Rolle sie bei der Bestattung spielte.

Das Schiff wurde schon im Jahr 1903 in einem Grabhügel auf dem Oseberg-Hof in der Nähe von Tønsberg am Westufer des Oslofjord entdeckt. Es wurde an der Universität von Oslo nach archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 1904-1905 akribisch restauriert, und im eigens dafür gebauten Wikingermuseum auf der Halbinsel Bygdøy im Jahr 1926 ausgestellt. (Oseberg-Schiff (Wikipedia)
Die vielen aufwendigen Grabbeigaben zeigten, dass es eine königliche Beerdigung gewesen war. Analysen der Frauengebeine zeigten, dass sie unterschiedlichen Alters gewesen waren, die ältere wurde als „Königin“ (eher Stammensfürstin) angesehen. Das Holz des Schiffes war, nach dedrochonologischen Untersuchungen, um das Jahr 820 in Rogaland an der Westküste von Norwegen geschlagen worden.

Die beide Frauenskelette wurden im Jahr 1948 nach einem Streit über die respektvolle Behandlung menschlicher Gebeine wieder bestattet. Das unterbrach die Forschungen. 2007 wurden sie wieder exhumiert und die Untersuchungen mit moderner Technik wieder aufgenommen.

Die Frauen waren bei ihrem Tod 50 bis 70 Jahre bzw. 25 bis 30 Jahre alt. Sie aßen mehr Fleisch als Fisch, was ihrem hohen sozialen Rang entsprach. DNA-Tests darauf, ob sie verwandt waren, erwiesen sich nicht schlüssig. Per Holck von der anthropologischen Abteilung des Anatomischen Instituts an der Universität Oslo ist nach DNA-Analysen der Meinung, dass die Vorfahren der jüngeren Frau aus dem Schwarzmeerraum stammten. Der Fund der Cannabis-Samen ist ein weiteres Rätsel.

Für den Fund gibt es zwei Erklärungen: eine praktische und eine rituelle. Die praktische Erklärung ist natürlich, dass Hanf für das Tauwerk auf Schiffen verwendet wurde. Im Jahr 2012 wurden nachgewiesen, dass Hanf schon zwischen 650 bis 800 im südlichen Norwegen bei Vest-Agder angebaut wurde. Damit könnten die Hanfsamen auf dem Oseberg-Schiff dazu gedacht gewesen sein, es den Frauen möglich zu machen, auch in der „nächsten Welt“ Hanf anzubauen.
Aber es wurden keine Seile oder Textilien aus Hanf an Bord des Oseberg-Schiffs gefunden. Die beiden Frauen trugen Kleidung aus Flachs, Nessel, Seide und Wolle, aber nicht aus Hanf. Dies deutet darauf hin, dass die Hanfsamen für den rituelle Gebrauch bestimmt gewesen sein könnten.

Eine oder beide der Frauen könnten eine Völva („Seherin“) gewesen sein, eine hohe Stellung in der wikingerzeitlichen Gesellschaft. Darauf deutet hin, dass das Schiff an einem großen Stein rituell festgemacht war. Solch eine rituelle Vertäuung wüde zu einer Völva passen, die sich eine sichere Anbindung zu dieser Welt auf ihrer Reise nach dem Tod gewünscht haben könnte.

Es wird vermutet, dass Völvas psychoaktive Substanzen verwendet hatten, etwa Hanfsamen verbrannten, um eine Trance hervorzurufen. Darüber hinaus wurde eine Metall-Rassel von der Art, wie sie eine Völva in Ritualen verwendet haben könnte, auf dem Schiff gefunden; sie war auf einem mit einem geschnitzten Tierkopf versehenen Pfosten befestigt und mit gewundenen Knotenwerk bedeckt. Das weißt auf eine gezielte rituelle Verwendung der Hanftsamen hin.

The Viking drug mystery explored (TheForeigner.no)

The Oseberg finds University of Oslo – Viking Ship Museum.

Norwegian Vikings grew hemp by Asle Rønning (ScienceNordic).

Oseberg Shamans: Sailing to Eternity by Mike Williams (Prehistsoric Shamanism).

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