Wieso gibt es in Europa so wenige Sprachen?

22. April 2009 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Es ist eine einfache Frage, die Ethnologen und Linguisten gleichermaßen umtreibt: Wie kommt es eigentlich, dass auf einer Insel wie Neuguinea rund 1000 Sprachen gesprochen wurden, während auf einer vergleichbar großen Fläche in Europa bestenfalls ein Dutzend zu hören sind?

Eine Teilantwort auf dieses Rätsel könnte darin liegen, dass „besser organisierte“ Gemeinschaften offenbar dazu neigen, die Sprachen in ihrem Einflussbereich zu vereinheitlichen – ein Prozess, der sich in Europa vermutlich schon relativ früh in Form der indoeuropäischen Einwanderung bemerkbar gemacht hätte.
Mehr dazu: Die Vielzüngigen und Eintönigen (wissenschaft-online.de)

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Ein Kommentar
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  1. Interessante Frage!

    Eine mögliche, aber kaum beweisbare Antwort wäre, dass die Sprache (in der Komplexität wie sie heute besteht) in Europa entstand.
    Hände besaßen unsere Vorfahren, bevor sie Werkzeuge hatten. Ebenso scheint es mir wahrscheinlich, dass die Fähigkeit des Spracherwerbs vor der Sprache da war, entstanden als Nebenprodukt anderer Entwicklungen in deren Zuge das große Hirnvolumen entstand.
    Genau wie alle anderen Erfindungen ist Sprache (oder mehr als „Einwort-Satz-Sprache“) irgendwo erfunden worden, möglicherweise als der Homo Sapiens bereits über drei Kontinente verbreitet war.

    Unter http://freenet-homepage.de/thitus/ findet sich ein Auszug aus einem Buch, das demnächst erscheinen wird. Der Verfasser geht davon aus, dass das Benutzen von Sprache erst im Gehirn die notwendigen Voraussetzungen zur Erschaffung von Kunstwerken bewirkt. Dort wo die ältesten Zeugnisse menschlichen Kunstschaffens zu finden sind, ist dementsprechend auch die (entsprechend komplexere Form von) Sprache zuerst erfunden worden.

    Ich weiß nicht genug über Ausbreitungsprozesse, aber möglicherweise hat sich die Struktur in der näheren Umgebung des Ursprungs stärker verfestigt und entwickelt zu den Rändern hin mehr Variation.

    Eine andere Erklärung läge vielleicht in der relativ hohen Bevölkerungsdichte in europäischer Frühzeit. Bei großer Bevölkerung nimmt die Anzahl der sich selbst versorgenden Kleingemeinschaften ab und es kommt notwendigerweise zum Handel in größerem Umfang. Da werden Spachbarrieren zum Problem und es entstehen vereinfachte Handelssprachen mit reduzierter Grammatik, sogenannte Pidginsprachen (Pidgin soll angeblich der chinesische Versuch das Wort „Business“ auszusprechen sein 😉 ) .
    Diese werden in zweiter Generation zu Creolsprachen, die wieder eine komplexere Grammatik haben. Mit wachsenden Handelswegen und Gruppenkontakten könnten sich die Mischsprachen dann ausgebreitet und als Sprache einer größeren Gesamtgruppe etabliert haben.
    Solange auf Neuguinea keine Notwendigkeit bestand, sich zu einer größeren Gruppe zusammen zu schließen, bildeten sich in den kleineren Gruppen eigene Sprachen heraus. Sogar innerhalb von Familien besteht die Tendenz zur Bildung einer eigenen Sprachvariante. Man übernimmt den Tonfall seiner Eltern und älteren Geschwister, mache Familie hat das ein oder andere Wort, dass nur sie (so) benutzt.
    In der Schule passt sich die Sprechweise dann allerdings der Peergroup an.

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