Varusschlacht – Wie die Germanen mit Kriegsbeute umgingen

30. Mai 2013 | Von | Kategorie: Wissenschaft

In der Geschichtsschreibung ging sie als „Schlacht im Teutoburger Wald“ ein, die sogenannte Varusschlacht, in der im Jahre 9 unserer Zeitrechnung ein römisches Heer einem Bündnis germanischer Stämme unterlag.

Seit 25 Jahren wird in Kalkriese nördlich von Osnabrück ein ausgedehntes Kampfareal archäologisch erforscht, das sehr wahrscheinlich als Ort dieser militärischen Auseinandersetzung identifiziert werden kann.

Die Universität Osnabrück und die „Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH“ legen nun erstmals eine Gesamtbewertung des Kalkrieser Fundmaterials unter den Gesichtspunkten der Konfliktarchäologie vor.

Aufschlussreich ist insbesondere, wie die Überreste römischer Waffen, Munition und Ausrüstung verteilt sind.
So deutet bespielweise die Konzentration von Bruchstücken römischer Wurflanzen darauf hin, dass die Römer den östlichen Abschnitt der germanischen Wallanlage mit Distanzwaffen angriffen.
Fragmente von Schienen- und Kettenpanzern kennzeichnen Plätze, an den die Germanen nach den Kämpfen die Gefallenen ihrer Ausrüstung beraubten.
Ausschließlich am Wall wurden Reste bronzener Schildrandbeschläge beobachtet.
Wahrscheinlich zerlegten die Germanen römische Schilde, die sie nicht mehr als Waffen gebrauchen konnten oder wollten, um die Metallteile weiterzuverwenden.

„Die Analyse weiterer Objekte legt nunmehr auch den Schluss nahe, dass die Germanen vor der Verschrottung und der Aufteilung des Beutegutes unter den beteiligten Stämmen die Waffen der unterlegenen Römer zu einer Beuteschau am Wall zusammengetragen haben,“

führt Dr. Achim Rost vom Fachgebiet Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität Osnabrück aus. Mit solchen Ergebnissen hätten die Archäologen bisher nicht gerechnet.

Die Gesamtbewertung des Kalkrieser Fundmaterials macht deutlich, wie sehr die Fundüberlieferung auf einem antiken Schlachtfeld geprägt ist von den auf die Kämpfe folgenden Prozessen des Bergens und Plünderns. Zugleich ergeben sich damit Einblicke in spannende, archäologisch bisher kaum erforschte kulturgeschichtliche Phänomene im Kontext militärischer Konflikt,

erläutert Professor Dr. Günther Moosbauer, Wissenschaftlicher Leiter des Projektes Kalkriese an der Universität Osnabrück, die Schlachtfeldarchäologie.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Osnabrück

Anhang: Kalkriese 6. Die Verteilung der Kleinfunde auf dem Oberesch in Kalkriese (Karte, pdf)

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