Stephan Grundy – nicht „rechts“ aber „völkisch“?

29. September 2013 | Von | Kategorie: Odins Auge Artikel, Szene

Üblicherweise werden die Begriffe „völkisch“ und „rechtsextrem“ eng miteinander verklammert. Angsichts der Tatsache, dass die Weltanschauung sowohl die „alten Nazis“ wie ihre „modernen“ Nachfolger durch und durch völkisch-rassistisch ist und auch die „Neuen Rechten“ völkisch denken, überrascht das nicht. Wie nicht zuletzt ein Blick nach Ungarn zeigt, kommt völkisches Denken aber nicht nur bei „Rechtsextremisten“ bzw. Faschisten und Ultranationalisten vor.

Es wäre, nach allem was ich weiß und recherchierte, einigermaßen absurd, den Schriftsteller Stephan Grundy in die „rechtsextreme“, „neofaschistische“ oder gar „neo-nazistische“ Ecke zu stellen.
Dagegen spricht Grundys wohlwollende Darstellung homo- und bisexueller Charaktere, besonders deutlich in seiner Nachdichtung des sumerischen Gilgamesch-Epos, und sein positives Bild der – im Sprachgebrauch völkischer Rassisten – „fremdrassigen“ Hunnen in „Rheingold“ und in „Attila’s Treasure“ (dt. „Wodans Fluch“). Dagegen spricht auch, dass er in der Ásatrú-Vereinigung The Troth „Warder of the Lore“ ist. Mitglied bei „The Troth“ kann jede(r) ernsthaft an „nordischem“ bzw. „germanischem“ Heidentum Interessierte werden, ungeachtet der Hautfarbe, der Herkunft, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung. „The Troth“, früher „The Ring of Troth“, ist eine ausdrücklich anti-rassistische Organisation.
Unter seinem „spirituellen Namen“ Kveldulf Gundarsson schrieb Grundy drei Sachbücher über „Germanische Religion und Magie“: „Teutonic Religion“, „Teutonic Magic“ und „Elves, Wights, and Trolls“.

Umittelbarer Anlass dafür, mich wieder mit dem Schriftsteller zu beschäftigen, ist sein 2010 erchienener Roman Beowulf. Da ich das Buch noch nicht durchgelesen habe, soll es hier auch nicht Thema sein, aber es wirft in der Tat die Frage auf: Wie „völkisch“ ist der wahrscheinllich erfolgreichste „Ásatrú-Schriftsteller“? Denn ich habe den Eindruck, dass „Beowulf“. ähnlich wie „Rheingold“, nicht frei von völkischen Klischees ist.

Stefanie von Schnurbein ging in ihrem Aufsatz „Kontinuität durch Dichtung“ der Frage nach, ob zeitgenössische Fantasy-Romane als “Mediatoren völkisch-religiöser Denkmuster” fungiren – was sie zumindest teilweise bejahte. (Enthalten im Sammelband „Völkisch und National“) Bei Grundys „Rheingold“ stießen ihr die von mir erwähnten völkischen Klischees auf, z. B. die “penetrant nordische” Darstellung Siglinds und Sigmunds und Motive und Wendungen, wie sie typischerweise in “völkischen” Texten vorkämen.
Es geht dabei, so verstehe ich Frau Schnurbein, nicht darum, dass Grundys Helden durchweg alle blond und blauäugig wären oder die „Schurken“ dunkel und „rassefremd (beides ist übrigens in seinen Romanen nicht der Fall – ich verweise auf die im Kern nicht unsympathische Darstellung der von Grundy als sehr „asiatisch“ dargestellten Hunnen), sondern auf den Stil. Ein Satz wie

Die Zwillinge hatten klare, leuchtende Augen unter hochgewölbten blonden Brauen und eine hohe Stirn

erinnert in der Tag an “rassenkundliche” Texte aus der NS-Zeit. Wenn sich ähnliche Schilderungen in einem Text häufen – was bei Grundy durchaus der Fall ist – kann das ein Indiz dafür sein, dass auch das entsprechende Denken dahinter stehen könnte.

Wichtiger als diese „Wortklauberei“ erscheint mir allerdings, dass Grundy die alten Sagenstoffe – bei „Rheingold“ sind es die Välsungensage, „eddische“ d. h. über altisländische Handschriften überlieferte Heldensagen und das Nibelungenlied, bei „Beowulf“ die gleichnamige altengelische Heldensage dänisch-angelsächsischer Herkunft – auf völkisch anmutende Weise interpretiert. So lehnt sich „Rheingold“ nicht nur vom Titel her, sondern auch inhaltlich stark an Wagners “Ring des Nibelungen” an – und der ist eindeutig völkisch. (Leider, muss ich als jemand, der Wagners Musik sehr schätzt und die alten Sagenstoffe liebt, sagen.) Tolkiens Kritik an Wagners Mytheninterpretation ist vernichtend, und trifft meiner Ansicht nach ins Schwarze, daher entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Grundy “Rheingold” Richard Wagner und J.R.R. Tolkien widmete.

Auch Grundys „Grundlagenwerk“ „Teutonic Religion“ enthält völkisch anmutendes Pathos:

[…]At the same time, you will come closer to all your ancient kinsmen and kinswomen who have gone before you, whose strength is reborn in your blood, and you will learn to deal with your living kin and those around you according to the ancient ways of troth and honor.[…]

[…]Zur gleichen Zeit werdet ihr allen uralten Verwandten, die vor euch gegangen sind, näherkommen, deren Kraft in eurem Blut wiedergeboren wurde, und ihr werdet lernen, mit euren lebenden Verwandten und denen, die um euch sind, gemäß des alten Weges der Treue und Ehre umzugehen.[…]

Anderseits entspricht das Buch weitgehend einer Auffassung des Ásatrú, wie sie sich z. B. auch beim Eldaring vertreten wird – einem demokratischen, nicht-nationalistischen und deutlich antirassistischen Ásatrú-Verein, den ich keineswegs der „völkische Szene“ zuordnen würde, geschweige denn dem „rechten Spektrum“. In der Tat wären manche Aussagen Grundys, etwa zum Leib-Seele-Dualismus oder („sittenchristlichen“) Konzepten wie Schuld und Sünde, sogar in der Nornirs Ætt konsensfähig!

Ich habe den Eindruck, dass Stephan Grundy einerseits antirassistisch, tolerant, anderen Kultueren gegenüber offen und respektvoll, auf Gleichheit und Menschenrechte bedacht ist – und andererseits mitunter „völkisch“ denkt und – was vielleicht wichtiger ist – fühlt.
Das ist nur in einem striktem dualistischem „Gut-Böse“-Denken ein Widerspruch. Grundy hat mehrere Facetten, von denen einige aus meiner Sicht fragwürdig sind. Das ist aus meiner Sicht nicht das Problem.
Das Problem liegt darin, dass Grundy es oft an kritischer Distanz mangelt, etwas zu dem Aussagen Stephen McNallens, dem er im Nachwort von „Rheingold“ ausdrücklich Dank sagt.
McNallen ist der Gründer der “Asatru Folk Assembly”, einem der wichtigsten Vertreter einer “ethnischen” Auffassung des Asatrú (als Religion nur für Menschen nordeuropäischer Abstammung) und Schöpfer der pseudowissenschaftlichen “Metagenetik”, einer modernisierten Version des “Blut- und Boden”-Denkens.
Auch dass er Stephen Edred Flowers‘, alias Edred Thorssons, Runenbücher nach wie vor ausdrücklich empfiehlt, irritiert mich. Flowers‘ Runenlehre beruht zum großen Teil auf ariosophischen Deutungen, er benutzt u. A. auch das vom Vordenker der Ariosophie, Guido „von“ List erfundene Armanenfuthark. Flowers schrieb für die englische Ausgabe von Alain de Benoists Werk „On being a Pagan“ (dt. „Heide Sein“) das Vorwort. Flowers stand außerdem in Verbindung zum Armanen-Orden.
Auch wenn Flowers kein überzeugter völkischer Rassist sein sollte – es ist schwer vorstellbar, dass ausgerechnet ein völkischer Rassist den ausdrücklich nicht-völkischen und anti-rassistischen „The Troth“ mitgegründet hätte – und es völlig verfehlt wäre, Grundy, im Sinne einer „Kontaktschuld“, für einen „heimlichen Ariosophen“ und „heimlichen Neurechten“ zu halten, wären mir deutliche inhaltliche Kritik Grundys an den fragwürdigen Seiten Flowers sehr willkommen! Von McNallen, der, anders als der „bekennende Schwarzmagier“ und Hohepriester des „neosatanistischen“ „Temple of Set“ Flowers, nicht als Provokateur mit Hang zur demonstativen „Unmoral“ und „politischer Unkorrektheit“, hingegen aber als offener Rassist und Sozialdarwinist in Erscheinung trat, kann sich ein demokratischer und menschenrechtsorientierter Heide meiner Ansicht nach nur entschieden distanzieren. Das gilt auch wenn McNallen den einen oder anderen interessanten Gedanken geäußert hat!

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14 Kommentare
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  1. Was meinst du genau damit, Grundy würde Sagenstoffe wie die Wälsungensage völkisch interpretieren? Woran machst du das fest? Was ist die Gemeinsamkeit zu Wagner? Im inhaltlichen allein kann sie ja kaum liegen, denn darin unterscheiden sie sich ja stark. Wie müsste eine „nichtvölkische“ Interpretation der Wälsungensage aussehen?

    Der Kern der völkischen Ideologie der Vorkriegszeit war die Vorstellung einer Überlegenheit der germanischen bzw. arischen „Rasse“ über alle anderen Rassen. Demnach wäre eine nichtrechte völkische Ideologie meines Erachtens in der Tat ein Widerspruch für sich. Wenn Grundy diese Überlegenheit nicht vertritt, kann doch wohl kaum von einer völkischen Ideologie gesprochen werden, der er anhängt, höchstens seine mangelnde Distanz gegenüber völkischen Neuheiden. Stefanie von Schnurbein hat demgegenüber den Begriff des Völkischen so weit ausgeweitet, dass für sie praktisch alle Varianten des Neuheidentums völkisch sind. Denn eine „Naturreligion“ ist für sie bereits dann eine „einheimische Religion“ im Sinne der Völkischen, wenn sie sich u.a. positiv auf die Natur oder die eigenen Vorfahren oder Nachkommen bezieht. Das aber machen in der einen oder anderen Form alle neuheidnischen Richtungen. In diesem Sinne ist selbst ein „Baby Blessing“ im Wiccatum ein Beleg für völkische Gesinnung. Rene Gründer hat in seiner Rezension des Sammelbandes „Völkisch und National“ eine solche uferlose Ausweitung zurecht kritisiert.

  2. Wie eine „nichtvölkische“ Umsetzung der Wälsungensage aussehen könnte, kann man meines Erachtens ansatzweise bei Diana Paxon sehen.
    Du hast vollkommen recht: eine “Naturreligion” ist für sie bereits dann eine “einheimische Religion” im Sinne der Völkischen, wenn sie sich positiv auf „die Natur“ oder „die eigenen Vorfahren oder Nachkommen“ bezieht – und, das ist entscheidend, dabei übersieht, dass die Begriffe „Natur“ und „eigenen Vorfahren oder Nachkommen“ Konstrukte sind! Die Begriffshülsen „Natur“ und „Vorfahren“ können mit sehr unterschiedlichen Inhalten gefüllt werden. Wenn sich z. B. „Vorfahren“ und „Nachkommen“ auf rein biologische Vorfahren und Nachkommen beschränkt, und noch irgend welche Diskurse von der „Reinheit des Blutes“ hinzukommen, vielleicht auch noch ein ausgeprägtes „wir“ gegen „die anderen“-Denken, dann ist kann man getrost von „völkisch-rassistischer“ Ideologie ausgehen.

    „Nicht rechts, aber völkisch“ ist tatsächlich eine bewusst gewählte paradoxe Formulierung – auch wenn es in der Tat einen „völkischen Sozialismus“ gab und z. T. auch gibt. Mein Hauptvorwurf an Grundy ist seine mangelnde Distanz gegen völkische Neuheiden.

  3. […] in Verbindung steht, ohne kritische Distanzierung, ja, empfiehlt sogar seine Runenbücher – Flowers’ Runendeutungen sind dabei alles andere als über jeden Zweifel erhaben, was ihre mögliche Durchsetzung mit völkischem Gedankengut […]

  4. […] Folk Assembly, without any critical distanciation, yes, she recommends his rune books – Flowers’ rune interpretations are far from beyond any blame regarding their possible infiltration with folkish […]

  5. Mich würde interessieren, was ihr von Grundys letztem Buch haltet: Ásatrú, Rückkehr der Götter. Als geschichtlich am Heidentum Interessierter fand ich es sehr informativ, nur am Ende sind mir unter den heidnischen Tugenden so einige Zitate übel aufgestoßen (Zitate von The Troth).. Da ist davon die Rede, dass Müßiggänger und Schnorrer in einer Gemeinschaft nichts verloren haben… erinnert mich sehr an die protestantische Ethik. Tore

  6. „Ásatrú: Die Rückkehr der Götter“ ist kein Buch von Grundy, Herausgeber ist Kurt Oertel. Kurt ist meines Erachtens ein hervorragender Kenner der nordischen Mythologie, und, was vielleicht noch wichtiger ist, ein kritischer Denker.
    Tore, Tugendkataloge stoßen mir auch etwas unangenehm auf. Es ist fraglich, ob sich wirklich neun Tugenden aus dem Havamal ableiten lassen. Ich muss die Stelle noch mal nachschlagen. Soweit ich mich erinnern kann, ist, bis auf eine gewisse Ähnlichkeit zum „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“-Denken (und meiner Abneigung gegen Tugendkataloge) nichts daran auszusetzen. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Immerhin gründeten sich diese Ratschläge auf die Erfahrung mittelalterlicher Bauern, vor alle auf Island. Da wird wohl ziemlich handfest mit „Schnorrern“ umgegangen worden sein – verständlicherweise. Eine Interpretation über die konkrete Situation hinaus, etwa eine Ausweitung auf vermeindliche „Sozialschmarotzer“, ist m. E, nicht angebracht.

    MartinM

  7. Hallo Martin,

    danke für deinen Kommentar, hatte das Buch leider nicht zur Hand.

    Tore

  8. Korrektur: “Ásatrú: Die Rückkehr der Götter” beruht auf „Our Troth“, wurde aber von Kurt Oertel überarbeitet und ergänzt.

  9. Völkisch, blablabla….
    Was heißt denn Völkisch?
    Meiner Meinung nach „für das eigene Volk“.
    Müssen Deutsche ihr Volk hassen, nur um nicht nazi zu sein??
    (Auch wenn’s jetzt nichts damit zu tun hat)
    Müssen wir die menschenverachtende Ideologie der Islamisten gutheißen um nicht nazi zu sein?
    Sind wir Heiden nz dann “ unpolitisch“ wenn wir blind allem zustimmen was das Regime sagt?!
    (Auch wenn ich als Privatperson in eigener Meinung sage „ich finde es falsch daß Frauen im Islam als minderwertik deklariert werden“)
    Dürfen wir nur das Christentum kritisieren, aber ja nicht den Islam weil man uns sonst als Nazis hinstellt und uns ein Hakenkreuz an die Stirn pappt??!

    Und wenn jemand nun tatsächlich blond ist und blaue Augen hat, muss diese Person sich dafür schämen, nur weil Hitler das als Ideal festgelegt hat?!
    (Keine Angst, ich hab rote Haare)

    Und so nebenbei, die Existens des Indogermanen (hej da ist doch Rajish Thorvalson) ist wissenschaflich WIEDERLEGT.
    Es besteht KEINE Verwandschaft zwischen Indern und Germanen. Das beruht nur auf der RASSISTISCHEN BEHAUPTUNG, alle Weißen würden von den Ariern abstammen.
    Und wer kein Rassist ist, sollte sowas auch nicht glauben. Es besteht Grund zur Anname daß die Menschheit aus verschiedenen Stämmen hervorgimg die sich alle miteinander vermischt haben.
    Daher gibt es eigentlich keine Rassen mehr, aber für den Rassismus reichen leider schon Rassen die man erfindet.
    Hmmmm. Ich stamme vom Säbelzahntiger ab…. Ne von der Säbelzahnkatze Mjau 😉
    (Kleiner Scherz)

    Goð natt ok goðr grassker
    Segir Mára
    littil koturinn

  10. Mára, ich wollte Deine Polemik zuerst per Mail persönlich beantworten, da sie aber so schön exemplarisch ist, und außerdem dankenswerterweise auf dumpfe Hassparolen verzichtet manche ich es öffentlich. (Außerdem ist es irgendwie zwecklos, auf als solche erkennbare Wegwerfadressen zu antworten.)

    „Völkisch“ ist ein eindeutig rechtsradikaler Begriff, und er war es von Anfang an: Er wurde von deutschen Nationalisten erfunden, die das Fremdwort „nationalistisch“ als nicht „deutsch genug“ ablehnten.
    „Für das eigene Volk“ würde ich als „patriotisch“ bezeichnen. Das klingt erstmal gut, geht aber gleitend in den Nationalismus über.
    Nein, Deutsche müssen ihr „Volk“ nicht hassen, nur um nicht Nazi zu sein. Es reicht völlig aus, kein Faschist, kein Nationalist und vor allem kein Rassist zu sein. Ach ja, menschenfeindliche Ideologien gehen gar nicht! Egal, ob es nun Islamismus, Nationalsozialismus, Faschismus, Stalinismus usw. usw. ist. Gibt leider eine reichhaltige Auswahl. Die sehr verschieden sind, bis darauf, dass sie alle menschenfeindlich sind.

    „Sind wir Heiden nur dann “ unpolitisch“ wenn wir blind allem zustimmen was das Regime sagt?“ Nö!

    „Unpolitisch“ hat übrigens in meinen Ohren etwas Abwertendes. Eine „mir doch egal“-Haltung. Daher ist die Nornirs Ætt ja auch politisch, und wir stimmen bestimmt nicht dem zu, was irgend ein „Regime“ sagt. (Ich vermute, Du meinst „Regierung“. Oder doch eher „System“? „Politische Klasse“? Egal, ungeprüft zustimmen ist unser Ding nicht!)

    Och, und wer verbietet Dir, den Islam zu kritisieren? Klassisches Strohmannargument, würde ich sagen. Die einzigen, die es uns verbieten würden, wenn es es denn könnten, das wären die Islamisten. Die „Nazikeule“ schwingen in diesem Zusammenhang ja eh nur Islamisten – und gegen die habe ich grundsätzlich was (siehe oben: Menschenfeindlichkeit). (Auch wenn’s nicht wirklich hierher gehört: der türkische Präsi Erdogan, Lieblingswaffe Nazikeule, ist (angeblich gemäßigter) Islamist.)

    Etliche Ættlingen haben tatsächlich blonde Haare und blaue Augen. Keiner und keine schämt sich dafür. Allenfalls schämen sich Nazis dafür, nicht dem NS-Rassenideal zu entsprechen. Aber auch das scheint eher selten zu sein. („Ein echter Nazi ist blond wie Hitler, groß wie Goebbels, schlank wie Göring – kurz: eine heroische, imposante Gestalt wie Himmler!“)

    Die Existenz des Indogermanen (Indoeuropäers) als „Urvolk“ ist in der Tat umstritten. Wissen wir schon ur-lange. Es gibt aber nicht nur eine enge sprachliche, sondern auch enge genetische Verwandschaft zwischen der (vorwiegenden) europäischen und (vorwiegenden) nordindischen Population. Nicht alle „Europäide“ sind eben auch „Weiß“.

    Du hast Recht, die Menschheit besteht aus verschiedenen Stämmen, die sich alle miteinander vermischt haben. Und alle diese verschiedenen Stämme stammen ursprünglich aus Afrika und hatten ursprünglich eine dunkle Hautfarbe.

    „Daher gibt es eigentlich keine Rassen mehr, aber für den Rassismus reichen leider schon Rassen die man erfindet.“ Stimmt auffällig! Gratuliere für den wirklich klugen Abschluss eines sonst eher – mh, grenzwertigen – Kommentars! Menschenrassen gibt es nicht.

    MartinM

  11. Zitat Martin:

    „Völkisch“ ist ein eindeutig rechtsradikaler Begriff, und er war es von Anfang an: Er wurde von deutschen Nationalisten erfunden, die das Fremdwort „nationalistisch“ als nicht „deutsch genug“ ablehnten.

    Das bedeutet deiner Argumentation zufolge also, dass z.B. Herder, der Ende des 18. Jahrhunderts von den „völkischen“ Sitten und Poesien der Menschen spricht, deutscher Nationalist war?

  12. Johann Gottfried Herder, der 1803 starb, liegt mehrere Generationen vor den extremen deutschen Nationalisten, denen Mitte des 19. Jahrhundert „national“ zu „undeutsch“ war.
    Aber auch Herder war in der Tat – zumindest nach heutigem Maßstab – ein nationalistischer Denker. Allerdings lehnte er, im Gegensatz übrigens zu Kant, den Begriff der „Menschenrassen“ ab.

  13. Du hast entweder meine Frage nicht verstanden oder weichst ihr aus. An deiner Darstellung von Herders Gesinnung hab ich nichst auszusetzen, aber sie steht im Widerspruch zu deiner Gleichsetzung „Rechtsradikal = deutsche Nationalisten = erste Verwendung des Begriffs“, die du mit dem Zitat implizierst.

    Wir können uns drauf einigen dass Herder und Konsorten in diesem Zusammenhang rechtsradikal waren. Dieses Verständnis von Rechtsradikalität hat dann zwar nicht mehr annähernd was zu tun mit dem, was man gemeinhin unter Rechtsradikalität versteht, aber wenn der Begriff im 18. Jahrhundert bereits als Adjektiv zu „Volk“ in Gebrauch war, dann ist deine Aussage nur richtig, wenn auch der Verwendungskontext „von Anfang an“ als rechtsradikal klassifiziert wird.

    Grüße.

  14. Da sind wir beim Grundlegende Problem der Definition von „politisch rechts“ und „politisch links“.

    Meines Erachten typisch ist die Haltung zur „Nation“: „Links“ wäre es, Nationen und Nationalstaaten als „Konstrukte“, etwas gemachtes, zu begreifen, „rechts“ die Nationen für etwas „natürlich gewachsenen“ zu halten. „Rechtsradikal“ wäre es , die Nation über das Individium zu stellen, im Extremfall: „Du bist nichts, dein Volk ist alles“.
    „Rechts“ ist es für mich, weitgehend die bestehende Verhältnisse gutzuheißen und beibehalten zu wollen
    (Konservativismus), „rechtsradikal“ wäre es, Veränderung grundsätzlich abzulehnen (neophob) oder früher bestehende Verhältnisse wieder herstellen zu wollen (reaktionär).
    Wichtiger ist für mich die Haltung zur „Gleichheit“ – im Sinne von „Egalität“, nicht etwa von „Homogenität“: „rechts“ bedeutet, Ungleichheit zwischen den Menschen zu akzeptieren, „rechtsradikal“ bestehende vermeindlliche oder reale Unterschiede, auch juristischer Art, gutzuheißen und sogar zu fördern. Ein Kennzeichen faschistischer, sprich „rechtextremer“ Gesinnung ist die „Maximierung der Ungleichheit“, bis hin zur Versklavung und Vernichtung von Menschen, denen das Menschsein abgesprochen wird.
    „Rechts“ ist es grundsätzlich, Eigentumsverhältnisse nicht infrage zu stellen. Das kann aber bei radikalen Rechten anders sein: Zu Gunsten „des Volkswohls“ oder um „Volkschädlinge auszuschalten“ sind Umverteilung und Enteignung für radikal Rechte möglich und „gerecht“.

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