Rechtspopulisten-Gefahr

5. Juni 2009 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

Bei der Europawahl haben in den Niederlanden die Rechtspopulisten der PVV 15 % der Wählerstimmen bekommen und sind damit zweitstärkste Partei geworden. Nun ist das allgemeine Entsetzen groß: Wahlnachlese: Entsetzen über Erfolg der Rechten (focus.de) – obwohl der Erfolg der PVV nicht ganz überraschend ist.
Parallelen zwischen dem Erfolg der Partei des „Molemfressers“ Geert Wilders und den Erfolgen der BZÖ unter Jörg Haider in Österreich und den zeitweiligen Erfolgen der „Schill-Partei“ in Hamburg, die wohl nur dank der schnellen Selbstdemontage Jürgen B. Schills nicht auf andere deutsche Bundesländer übergriffen, sind nicht zu übersehen. Ein charismatischer, eloquenter und intelligenter Rechtspopulist hätte wohl auch in Deutschland Chancen – vor allem dann, wenn er scheinbar einfache „Lösungen“ für reale Probleme und dazu noch passende Sündenbocke anbietet. Zumal Wirtschaftskrisen und niedrige Wahlbeteiligung erfahrungsgemäß den „Rechten“ zugute kommen.
Es gilt immer noch, auch bei der Europawahl: Wer nicht wählt, gefährdet die Freiheitsrechte.

Ein schwacher Trost ist, dass diese Rechnung ganz am kackbraunen Rand wohl nicht aufgeht – die NPD ist zu sehr NS-Nostalgikerverein, um wirklich populär zu sein. Außerdem steht sich die NDP durch ihre notorische Unfähigkeit selbst im Wege. Leider könnte sich das durchaus mal ändern.

Einstweilen dürfen wir noch sardonisch über die abgrundtiefe Doofheit deutscher „Rechtsaußen“ lachen.
Das passt es ins Bild, dass sich viele kackbraune Kameraden auf nordisch-germanische Mythen berufen – selbstverständlich ohne diese Mythen auch nur annähernd zu verstehen.
Aus dem Harz nach Walhalla – Illustre Trauerlich nach dem Tod von Michael Müller (NDP-Blog).
Der rechtsextreme Liedermacher Michael Müller aus Bad Lauterberg im Harz habe den „langen tapferen Kampf gegen seine heimtückische Krankheit“ verloren und sei „zur großen Armee abberufen worden“, heißt es in einem Nachruf des von dem Neonazi Thorsten Heise betrieben WB-Versandes.
Tja, Thorsten, Walhalla ist immer noch für die vorbehalten, die in einer Schlacht starben. Übrigens ohne Garantie auf Aufnahme – man muss schon ein sehr tapferer und vor allem ehrbarer Krieger gewesen sein, um da überhaupt Chancen zu haben. Wobei der gute Odin auch nur die zweite Wahl nach Freyja hat.
Und überhaupt gibt es keinen historischen Beleg, dass auch nur ein Wikinger oder ein germanischer Krieger der Völkerwanderungszeit scharf darauf gewesen wäre, möglichst schnell nach Walhalla zu kommen. Warum denn auch:

Besser ist’s lebend als leblos zu sein:
wer lebt, kriegt die Kuh,
Feuer sah ich rauchen auf des Reichen Herd,
doch er lag tot vor der Tür.
Der Handlose hütet, der Hinkende reitet, tapfer der Taube kämpft,
blind ist besser, als verbrannt zu sein: nichts taugt mehr, wer tot.

Aus dem Alten Sittengedicht des Hávamál, in der Übersetzung von Felix Genzmer

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