Rechte Männer Gottes

20. Februar 2009 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

Es gibt eine erschreckend große Schnittmenge zwischen fundamentalistischen Katholiken und Rechtsextremisten.
Das sollte man, die bekannte Nazi-Vorliebe fürs „Heidnisch-Germanische“ hin, den alt- und neurechten Antimonotheistismus her, nicht aus den Augen verlieren.

Fundamentalisten, das sind nicht nur engstirnige Moslems oder außerhalb des „Bible Belt“ eher belächelte evangelikale Sektierer. Tatsächlich ist christliche-fundamentalistisches Denken in der katholische Kirche weit verbreitet, und „dank“ einiger Entscheidungen des Papstes wieder salonfähig (oder besser: kanzel- und altarfähig).

Fundamentalisten und kackbraune Kameraden (einschließlich „Neuer Rechter“, die sich selbst nicht für kackbraun halten) haben tatsächlich einen reichlichen Vorrat an Gemeinsamkeiten:
So teilen sie Unfehlbarkeitswahn, Endzeitstimmung, Paranoia und Antisemitismus – und den daraus resultierenden Hang zu Verschwörungstheorien.
Von der Aufklärung und ihren Errungenschaften wie Menschenrechte und Demokratie, halten beiden Gruppen über Lippenbekenntnisse heraus nicht viel: bevorzugt wird ein stramm hierarchisches Gesellschaftsmodell.
Mit der Moderne haben sie nicht viel am Hut, von ein paar nützlichen technischen Errungenschaften einmal abgesehen.
Beiden Gruppen ist außerdem gemeinsam, dass sich Rechtsextreme wie Fundi-Christen (und übrigens auch Fundi-Moslems, nur der Vollständigkeit halber) sich in der Rolle der verfolgten Unschuld gefallen, als einsame Streiter für die jeweils einzig wahre Wahrheit, ja als Märtyrer für ihren Glauben und ihre Überzeugungen.

Nicht nur die Rehablilitierung der Pius-Bruderschaft und die Affäre um ihren holocaust-leugnenden „Bischof“ Williamson zeigt, dass es in der katholischen Kirche einen gefährlich starken fundamentalistischen und zugleich politisch rechten Flügel gibt.
Ein gutes und zugleich erschreckendes Bild vom Weltbild rechter Katholken gibt das Forum: Kreuz.net – katholische Nachrichten. Besonders „nett“ ist dieser Artikel des „Lebensschützers“ (fundi-deutsch für „militanter Abtreibungsgegner“) und verurteilten Holocaust-Leugners Johannes Lerle, in dem indirekt der Holocaust geleugnet wird: Hexenwahn, Holocaust und Evolution.

Trotz eines deutschen Papstes, der den Intoleranten gegenüber unangenehm tolerant ist: In Deutschland haben, absehen von bekannten Rechtsauslegern wie Kardinal Joachim Meisner (zum Leidweisen vieler toleranter rheinischer Katholiken Erzbischof von Köln) die Fundi-Katholiken nur wenig Unterstützung, schon gar nicht von politischer Seite.
Anders z. B. in Italien. Hier haben die katholische Kirche und die rechtskonservativen Kräfte ihr altes Bündnis, dank Silvio Berlusconi erneuert. Der gerissene Taktierer wird nicht ohne Grund das Thema „Sterbehilfe“ auf seine Agenda gesetzt habe. (Artikel in der: Jungle-World: Gottes williger Vollstrecker)

Im Vatikan begrüßte man dagegen Berlusconis autoritäre Geste. Daran, dass er die demokratische Verfassung zu umgehen versuchte, stört man sich nicht, schließlich versprach er, seine ganze Macht in den Dienst der katholischen Sache zu stellen.

Fundamentalisten berufen sich gerne auf die Religionsfreiheit – die es in einem religiös-fundamentalistisch geprägten Staat schwerlich gäbe. (Darin gleichen sie den Rechtsextremisten, die sich gerne auf die Meinungsfreiheit berufen, die sie, wären sie an der Macht, sofort abschaffen würden.)

Anders als es z. B. der an sich linke Journalist Jürgen Elsässer in seinem Blog behauptet („Der Mörder ist immer der Fromme„) ist es um Religionsfreiheit und religiöse Toleranz in Deutschland recht gut bestellt – „Moslemfresser“ im P.I.-Umfeld hin, „Volksinitiativen“ gegen Moscheebau her. Die verglichen mit dem „Kulturkämpfer“ Bismark, mit dem Elsässer Bundeskanzlerin Merkel vergleicht, recht diplomatischen Bemerkungen Frau Merkels in Richtung Vatikan als „Hetze“ zu bezeichnen, ist schon reichlich frech – und Wasser auf die Mühlen des rechten Flügels der katholischen Kirche. Wenn er aber behauptet:

Sowohl die katholische Kirche wie der Islam werden in der gegenwärtigen Kampagne als archaisch, mittelalterlich und intolerant dargestellt – als tödliche Gefahr für Minderheiten (vgl. die Lesbe im Film, Juden in der Papst-Debatte). Zwischen Frömmigkeit, Fundamentalismus und Terrorismus wird ein Gleichheitszeichen gesetzt.

, dann frage ich mich, in welchem Paralleluniversum er lebt.

Ich habe, bei aller Kritik an einseitiger Berichterstattung, Vorurteilen und Intoleranz, den dringenden Verdacht, dass es nicht an einer bösen kapitalistisch-imperialistischen Kampagne liegt, wenn sowohl die katholische Kirche wie der Islam als archaisch, mittelalterlich und intolerant dargestellt werden.
Sondern daran, dass es sowohl unter Katholiken wie unter Moslems wortmächtige und einflussreiche Propagandisten eines archaischen, mittelalterlichen und intoleranten Menschenbildes gibt!

Lesenswert zum Thema, der Spon-Artikel:
Zur Rechten Gottes
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Ein Kommentar
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  1. und den daraus resultierenden Hang zu Verschwörungstheorien.

    Ich habe eine anti-rechte Verschwörungstheorie ( hihihi): HH war ein Katholik, Himmler und Goebbels Jesuiten. Das waren abgerichtete usefull idiots der römischen Mafia. Keine Germanen.

    Zitat HH: „Ich habe von der katholischen Kirche, aber auch von den Jesuiten und Freimaurern viel gelernt.“

    Erste Amtshandlung: Römisches Konkordat 1933, Wiedereinsetzung der von Bismarck gekappten Kirchenrechte in D. Schon seltsam für einen „germanischen“ Führer. Auch der römische Gruß, die römische Fluchthilfe für die SS etc sind ziemlich seltsam.

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