Predigt anlässlich des 2. Mais

2. Mai 2011 | Von | Kategorie: Fun & Mumpitz

Bekanntlich gibt es keinen Heidenpapst – außer jemandem, dessen Name ich aus Gründen den Spamvermeidung besser nicht nenne, und der sich offensichtlich für etwas in dieser Art hält.

Allerdings gibt es, abgesehen von Härtefällen wie dem soeben genannten, offensichtlich Heiden, die Wert auf öffentliche Bekenntnisse nach monotheistischem Vorbild legen – z. B. die Initiatoren des „International Pagan Coming Out Day“, der heute, am 2. Mai, stattfinden soll. Der angestrebte Vergleich zum „Coming out“ etwa eines Schwulen oder einer Lesbe hinkt übrigens gewaltig – es handelt sich tatsächlich um ein öffentliches (Glaubens-)Bekenntnis.

Nun verlangt die Nornirs Ætt von niemandem, noch nicht einmal von ihren Mitgliedern, dass sie an die Asen und Vanen glauben sollen. So etwas wie einen Oberpopen oder eine Hohepriesterin haben wir auch nicht.

Aber trotzdem – so könnte eine Predigt eines Germanengläubigen (nicht deckungsgleich mit Asatru) lauten:

Liebe Gemeinde, der „International Pagan Coming Out Day“ – der uns heute hier zusammenführt – ist für die Asengläubigen ein besonderer Tag.
Vor wenigen Tagen erreichte ein Film über einen unserer bedeutendsten Götter, Thor, die deutschen Lichtspielhäuser.
Ihr habt euch vielleicht über diesen Film über Thors Verbannung auf Erden, sein Leid und seinen Triumph amüsiert. Mag diese Hollywood-Version der Taten des mächtigen Donnerers auch manch einem zu abgeschmackt sein – Filme wie diese sind Anlass, sich des eigenen Wertes und der eigenen Bedeutung zu vergewissern! Ja, man könnte schon auf den Gedanken kommen, ihn vor allem zur Identitätspflege zu nutzen und angesichts der christlichen Zumutungen der letzten Zeit die gekränkte heidnische Seele zu stärken und dabei eben auch richtig stolz zu sein auf diesen Thor, der unerschrocken den Eisriesen und dem feuerspeienden Destroyer gegenüber getreten ist.

Aber ich frage Euch: Wann habt ihr das letzte Mal Thor, den Gott des Donners, den Beschützer der Menschen vor riesigen Gewalten, den Förderer der Fruchtbarkeit, wirklich gedankt?
Wann habt ihr das letzte Mal aufrichtigen Herzens Allvater Odin, der allwissenden Frigg, dem allsehenden Heimdall und dem allgegenwertigen Loki geopfert? (Wobei Letztgenannter zwar auf Aufrichtigkeit wenig Wert legt – Opfer nimmt er jederzeit dankend an.) Der Liebreizenden Freyja gehuldigt? Ihr sollt eures Nächste Weib nicht begehren – ihr sollt sie lieben! Gilt sinngemäß auch für eures Nächsten Mann.

Hitler, Stalin, Mao, all die großen Massenmörder des zwanzigsten Jahrhunderts – sie alle glaubten nicht an die Asen und Vanen, den Riesen, Elfen und Zwerge. Hitler glaubte nicht an germanische Götter, sondern an göttliche Germanen. Und wohin hat ihn das und die, die ihm vertrauten, gebracht?

Es ist wahr, Papst Urban II., der zu den Kreuzzügen aufrief, und Papst Innozenz III. der die Inquisition schuf, und Papst Innozenz VIII., der zur Jagd auf Hexen aufrief, sie alle leugneten und verfluchten die Alten Götter. Wie alle, die sich für die Stellvertreter eines vor fast 2000 Jahren von der römischen Besatzungsregierung hingerichteten jüdischen Zimmermanns und Wanderrabbiners halten.
Was ist von einen Stellvertreter eines Zimmermanns zu halten, der nicht die Axt kundig zu schwingen weiß und wahrscheinlich keine Säge unfallfrei handhaben könnte?
Sie spotten: Wie kann man nur an einen Donnergott wie Thor glauben? Wie wenig sie dem Schutz ihres Gottes vertrauen, kann man doch an den Blitzableitern auf Kirchendächern sehen!

Ich höre besser auf zu missionieren, denn auf Massenandrang neu Bekehrter sind wir nicht eingerichtet. 😉
Auf „Germanengläubige“, die ernst gemeint in diesem Stil predigen, übrigens auch nicht.

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5 Kommentare
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  1. Sarkasmus ist schon was Feines. 😉

  2. Stimmt auffällig! 🙂

    Um Missverständnissen vorzubeugen: selbstverständlich ehren wir in der Nornirs Ætt die Götter. Allerdings schreiben wir niemandem vor, an sie zu „glauben“ – verstanden im Sinne etwa des christlichen Glaubensbekenntnisses.

    Ich persönlich halte es für grundfalsch, als (bekennender) Neuheide unreflektiert Gebräuche der christlichen Kirchen nachzuahmen, und habe diese unreflektierte Nachahmung gleich in meiner „Predigt“ karikiert. Es gibt tatsächlich Neuheiden, die ähnliche Texte verfassen, allerdings ernst gemeint.

    Noch etwas zum „Pagan Coming Out“: Eine heidnische Neubürgerin Kanadas legte ihren Eid auf den Schriften Hesiods und Homers ab. Ich frage mich, was das soll, denn die Göttermythen Hesiods und die Epen Homers sind nie als „heilige Schriften“ im Sinne des Tanach, der Bibel, des Koran verwendet worden – es handelt sich also um die (neuheidnische) Imitation eines christlichen Rituals. Meines Erachtens wäre das so ähnlich, als ob ein Atheist seinen Eid auf Darwins „Entstehung der Arten“ ablegen würde. Ein symbolischer Akt, der die kulturelle Vorherrschaft der monotheistischen Religionen anerkannt und bekräftigt.

  3. „Allvater Frigg“? 😉

  4. Stimmt, müsste Allmutter heißen!
    (Tatsächlich hatte ich nur einen HTML-tag nicht geschlossen.)
    MartinM

  5. Mimir gehort nicht zu den Asen wird von ihnen aber ob seiner Weisheit hoch geschatzt.

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