Nornirs-Ætt-Glossar

30. Juli 2014 | Von | Kategorie: Kultur & Weltbild

Sammlung erklärungsbedürftiger Wörter aus dem Wortschatz der Nornirs Ætt.

Allthing (Althing, AlÞing)
Konsensdemokratische (und gesetzgebende) Versammlung der Nornirs Ætt in spirituellem Kontext.
Höchste Instanz der Gemeinschaft: Hier werden sämtliche gruppenrelevanten Angelegenheiten erörtert, geregelt, kodifiziert, strategische und taktische Maßnahmen beschlossen, Mitgliedschaften und Personalfragen bestimmt. Das Allthing findet alljährlich – gewöhnlich Ende Juli / Anfang August – an wechselnden, vorher vereinbarten Orten statt.

Ættling
Mitglied der Nornirs Ætt.

Ásatrú
(altnordisch, wörtl.: „Treue der Götter / zu den Göttern“), im 20. Jh. aufgekommener Begriff für altnordische Religionskultur in Island, im deutschsprachigen Raum Bezeichnung für germanisch orientiertes Neuheidentum.

Dagans Viðri Fylki
2003 gegründete Untergruppe der Nornirs Ætt. Aus der ursprünglichen Regionalgruppe rund um Würzburg ist mittlerweile das Fylki mit der weitesten räumlichen Ausdehnung geworden. Der Name bedeutet „Wetter des Tagesanbruchs“.

Drengr
Neumitglied der Nornirs Ætt für ein Jahr auf Probe. D. stehen im Halfrettr (Halbrecht: Rederecht ohne
Abstimmungsberechtigung) und wählen sich eine/n persönliche/n Þegn, der/die sie in dieser Zeit
informiert und betreut.

Fehu
Rune, 1. Zeichen des sog. Älteren Futhark (ältesten germanischen Runensystems), Lautwert F, Urbedeutung „Vieh“, heute oft gedeutet als „Kapital, Investition, Vermögen“.

Freie/r Ættling
Mitglied der Nornirs Ætt ohne Bindung an ein Fylki.

Fullrettr
Wörtl. „Vollrecht“. Bekommt, wer ein Jahr als Drengr überstanden hat, Ættling bleiben will (und als solche/r willkommen geheißen wird): ab da mit Stimmrecht und voller Selbstverantwortung ausgestattet.

Fullrettr-Beutel
Behältnis, das für Ættlinge angefertigt wird, deren Jahr als Drengr endet und die Fullrettr erhalten. Beim Aussprechen des persönlichen Vertrauens und Willkommens gibt jede/r auf dem Allthing anwesende
Ættling eine kleine symbolische Gabe in den F.B., der anschließend überreicht wird mit den Worten: „Die
Ætt trägt dich – du trägst die Ætt.“

Fylki
Formelle Untergruppe der Nornirs Ætt mit eigenem Log, das – im Rahmen des übergeordneten Log der Nornirs Ætt – die Struktur und speziellen Gepflogenheiten des F. regelt. Zur Gründung eines F. bedarf es einer Logkona oder eines Logmaðrs, einer / eines Fylkirs und (nach derzeitiger Regelung) drei weiterer Ættlinge, die ebenfalls im Fullrettr stehen müssen.

Fylkir
Koordinator/in der Angelegenheiten eines Fylkis, in etwa mit Sekretär/in vergleichbar. Alle amtierenden F. bilden als „Rat der Fylkire“ das offizielle Sprachrohr der Nornirs Ætt und deren Ansprechpartner/innen für Außenstehende.

Fylkithing
Konsensdemokratische gesetzgebende Versammlung eines Fylki der Nornirs Ætt.

Goden / Gydhia
(Plural Goden, weibl. Form Gydhia, männl. Form Goði). Bei der Nornirs Ætt: Funktionsträger/innen, die – nach Durchlaufen eines Praktischen Jahres – der konsensdemokratischen Anerkennung der Gemeinschaft bedürfen. Ein ehrenvolles Amt, das zu nichts berechtigt, aber zu manchem verpflichtet. Ein/e G. sollte sich in mindestens 3 von 9 im Godhialog (G. betreffenden Teil des Log) definierten Bereichen auskennen.
Die Funktion der G. in der Nornirs Ætt ist vergleichbar mit (salopp gesagt) denen von Feuerwehr,
Müllabfuhr, Kummerkasten, Schulterkloppern, Psychohelfern sowie Mast- und Nachtwächtern.

Hrafnsgaldr Fylki
Ältestes, seit je überregional definiertes Fylki der Nornirs Ætt. (Ursprünglich war H.F. sogar die offizielle Bezeichnung der gesamten Gemeinschaft, die sich erst 1997, auf ihrem 3. Allthing, umbenannte in Nornirs Ætt – und das H.F. als ihr erstes Fylki definierte, das lange Zeit das einzige Fylki der Nornirs Ætt und, solange mit dieser personell deckungsgleich, als Fylki eher unsichtbar blieb. Erst 2003 kam es zur Gründung weiterer Fylkis, und erst von da an wurde die Idee, in solchen Kleingemeinschaften mehr Austausch, Halt und Nähe zu finden, einübbar und lebendig.) Der Name Hrafnsgaldr bedeutet „Rabenzauber“.

Log
Wörtl. „Gesetz“ – gemeint ist das auch gern „Logbuch“ (ehemals „Kodex“) genannte, gemeinschaftlich erarbeitete und gepflegte Regelwerk der Nornirs Ætt, das deren soziale Struktur regelt und eine ständige Weiterentwicklung (in Form von Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse der Gemeinschaft) erfährt. Das L. gilt in seiner Schriftform als ledigliche Notiz der gemeinschaftlich beschlossenen Regeln; der Geist des Gesetzes (das was „gemeint ist“) steht über dem buchstäblich Aufgeschriebenen. Die Verfassung des L. ist mündlicher Natur, ihre schriftliche Form dient nur der leichteren Bewahrung und Erinnerung.

Logkona – Logmaðrs
Wörtl. „Gesetzesfrau“ bzw. „Gesetzmann“ – Funktionsträger/in, die / der mit dem Log besonders vertraut ist.

Mesa-Magierin
Ausübende einer südamerikanischen speziellen Zauberkunst,

Munt
Bei der Nornirs Ætt: Betreuungsverhältnis, in dem eine Person die Verantwortung für eine andere übernimmt, was keine Weisungsbefugnis miteinschließt, aber einen Schutzauftrag beinhaltet, um der beschützten, in M. stehenden Person Raum zu geben für persönliche Entwicklung und Lernerfahrungen.

Nornirs Ætt
1995 zunächst als Hrafnsgaldr Fylki – im damaligen Multikulti-Identitätsfindungsgewirr des Rabenclan
e.V. – gegründete germanische Kulturgemeinschaft mit eigenem Kodex (später Log). In den ersten Jahren umgangssprachlich nur „Ásatrú im Rabenclan“ genannt, prägte die Gemeinschaft das damals scharfe Profil des Vereins durch kritische Beobachtung der deutschsprachigen Heidenszene und konsequente Einforderung menschenrechtlicher Standards in den neuheidnischen Wertekanon. Ab 1997 unter dem Namen N.Æ. und bereits mit vereinsunabhängiger Verfassung ausgestattet, blieb die Gemeinschaft noch jahrelang mit dem Rabenclan verbandelt, um erst seit 2004 von diesem völlig getrennt und autark zu agieren. Wichtige Kennzeichen der N.Æ. sind ihre egalitäre (hierarchiefreie) Sozialstruktur, ihre konsensdemokratischen Praktiken und ihre nostalgiefreie und nüchterne (zuweilen von Heiterkeit geprägte), aber auch phantasievoll und praxisbezogene Neuschaffung einer als germanisch empfundenen Geistes- und Gefühlshaltung und Kultur.

Praktisches Jahr (PJ)
Angebote einzelnerÆttlinge an die Gemeinschaft beginnen gewöhnlich mit einem PJ: nach dessen Ablauf konsensdemokratisch abgestimmt wird, ob die Gemeinschaft dem/der Anwärter/in die betreffende Fachkompetenz durch Anerkennung zugesteht. Fachbereich-Kompetenz kann AnwärterInnen auch ohne PJ – sofort bei Angebot – zugestanden bzw. anerkannt werden. Wer einen Titelanspruch als Gydhia / Goði anmeldet, muss ein PJ durchlaufen. Genau genommen beinhaltet der Status als Drengr auch ein PJ, das allerdings keiner Kennzeichnung bedarf (da sich der Zustand Drengr über das Durchlaufen eines Probejahrs bereits definiert).

Seiðr (auch Seidhr)
Ursprünglich eine Form von Zauberei, von einigen Wissenschaftlern als eine Art Schamanismus indentifiziert (eine nicht ganz unumstrittene Hypothese). In der Nornirs Ætt (neo-)schamanische Praktiken, z. B. Trancereisen.

Seiðkona / Seiðmaðr
Jemand, die oder der sich mit Seiðr gut auskennt und entsprechende Rituale leiten kann.

Skaldin / Skalde
Ursprünglich (im Mittelalter) Dichter, Sänger, Geschichtenerzähler, die sich einer bestimmten Versform,
der Skaldik, bedienten. Bei der Nornirs Ætt Bezeichnung für Person, die (unabhängig von formalen oder
stilistischen Einschränkungen) mit künstlerischen Mitteln unterhält und dabei sinnvolle Inhalte verbreitet. (Skaldentum in diesem stark erweiterten Sinne rangiert bei der Nornirs Ætt als eine Form von Handwerk.)

Þegn
Betreuer/in eines/einer Drengr, von dieser/diesem dazu gewählt. Þ. informieren ihre Drengr über die
speziellen Gepflogenheiten, Sitten, Bräuche und Umgangsformen sowie auch Regeln der Nornirs Ætt.

Thing
Gruppenangelegenheiten regelnde Versammlung in sakralem Rahmen. Siehe auch Allthing und Fylkithing.

Vitki
Wörtl. eigentlich „Zauberkundige/r“; bei der Nornirs Ætt jedoch seit je eine Person bezeichnend, die ein
Ausbildungsverhältnis bei einer Gydhia oder einem Goði beginnt, sich dazu in deren/dessen Munt begibt und fortan im Halfrettr (eingeschränktem Recht) steht. V. bekommen von ihren Goden einen zusätzlichen Namen (dem in der Regel der Nachname des Goði bzw. der Gydhia angehängt wird). Es gilt die Regel „Azubi“ wählt „Lehrkraft“, Lehrkraft muss Azubi annehmen, wird jedoch nicht von selber tätig, sondern stellt sich zur Verfügung. Dauer, Frequenz, Inhalt und Intensität des Ausbildungsverhältnisses bestimmt immer die/der V. .

Yøð Volt Fylki
2012 gegründetes Fylki der Nornirs Ætt. Der Name bedeutet „frischer Wind“. Das Fylki versteht sich als
eine Art „Cyber-Fylki“ und hält seine Gemeinschaft vorwiegend online aufrecht und in Kontakt.

Yule / Yuletreffen (auch Jul / Jultreffen geschrieben)
Nach dem sommerlichen Allthing-Treffen zweitwichtigestes Gemeinschaftstreffen der Nornirs Ætt, alljährlich mehr oder minder kurz vor der Wintersonnenwende (an wechselnden Orten) abgehalten. Anders als beim Allthing-Treffen gehandhabt, wo jederzeit auch fremde Gäste willkommen sind, betrachtet die Gemeinschaft das J. als eher privates und intimes Fest, bei dem als externe Gäste nur etwaige Intimpartner/innen oder engere Familienangehörige von Ættlingen teilnehmen dürfen. Übliche Bräuche beim J. sind ein gemeinsames festliches Abendessen sowie ein Jul-Ritual, das die als persönliche Muße- und Besinnungszeit gedachten 12 Rauhnächte eröffnet, die Zeit „zwischen den Jahren“, in der (im Idealfall) Arbeit und Streit ruhen und nichts Neues begonnen wird.
Unabhängig davon, dass das J. gewöhnlich nur ein Wochenende währt, nach welchem die Gemeinschaft sich wieder räumlich zerstreut, gilt das Jul-Ritual erst mit (jeweils persönlich empfundener) Beendigung der Rauhnächte als abgeschlossen und vollendet.

Nordische Kombination
(Nicht jedem geläufige Buchstaben skandinavischer Herkunft, in der Nornirs Ætt fallweise gebräuchlich.)

æ, Æ: entspricht „ä“.
å, Å: Laut zwischen „a“ und „o“, geht in Richtung eines mit offenem Mund ausgesprochenen „o“.
ø, Ø: entspricht einem offenen „ö“.
Þ, þ: entspricht dem stimmlosen Englischen „th“ wie in „thank“, „thunder“.
ð, Ð: „weiches D“, entspricht in etwa dem stimmhaften Englischen „th“ wie in „this“, „father“.

Erklärbär: dm, ergänzt: mm

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