Klimaschwankungen in Asien erklären historische Pestausbrüche

24. Februar 2015 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Nachdem die mittelalterliche Pest Europa im Jahr 1347 erreicht hatte, schien die Seuche immer wieder einige Zeit zu ruhen, um dann wieder aufzuflackern. Die bisher gängigste Erklärung war, dass der Pesterreger in den Ruhezeiten in der Rattenpopulation Europas schlummerte. Nun haben Forscher Hinweise darauf gefunden, dass sich das Bakterium Yersinia pestis nicht in Europa festgesetzt hatte, sondern im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu aus Asien eingeschleppt wurde. Wie Baumring-Analysen belegen, waren die Auslöser Klimaschwankungen in Asien.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Oslo und der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL konnten erstmals zeigen, dass klimatisch gesteuerte Pestausbrüche in Asien während mehrerer Jahrhunderte wiederholt die südeuropäischen Hafenstädte erreichten. Die Forscher um Boris Schmid analysierten für ihre Studie zunächst Informationen aus 7.711 historischen Quellen, die über Pestfälle berichteten, die sich in den 400 Jahren nach der verheerenden Pandemie im 14. Jahrhundert ereignet hatten. Sie verfolgten bei ihren Auswertungen den Ansatz: Wenn diese Ausbrüche durch Erreger entstanden waren, die zuvor in der örtlichen Nageltierpopulation geschlummert hatten, müsste sich dies in den historischen Informationen widerspiegeln.
Die Forscher fanden allerdings keine Hinweise darauf, dass es in Europa lokale Pestreservoirs gab, statt dessen deutet vieles darauf hin, dass die Pest bei jedem Ausbruch von Außerhalb neu eingeschleppt. Zudem schien sich die Pest immer von Handelsstädten und Häfen aus zu verbreiten, die mit dem indischen Subkontinent, vor allem dem heutigen Pakistan, in Verbindung standen.

Es ist bereits bekannt, dass Klimaschwankungen dazu führen könnten, dass die Pest aus Reservoirs ausbrechen kann. Nach einem warme Frühling und feuchtem Sommer steigt die Nagetierpopulationen stark an en – und mit den Ratten vermehren sich auch die Rattenflöhe, in denen die Pesterreger leben. Werden die Bedingungen anschließend wieder schlechter für die Nager, geht ihr Bestand zurück – allerdings nicht sofort die ihrer Flöhe. Die Parasiten suchen deshalb nach alternativen Wirten. Die Rattenflöhe befallen in solchen Zeiten auch Menschen, und ihre Stiche verbeiten die Pestbakterien.

Schmid und seine Kollegen fanden in Baumringen aus Pakistan Hinweise darauf, dass es hier zu entsprechenden Klimaeffekten gekommen war, die einen Zusammenhang mit den Pestausbrüchen in Europa nahelegen. Die Klimaschwankungen in Asien hatten sich immer ungefähr 15 Jahre vor einem erneuten Ausbruch der Pest in Europa ereignet. Dieser Zeitraum passt zu dem typischen Effekt, den warme Frühlinge und feuchte Sommer auf die Entstehung eines Pestausbruchs haben.

Den Forschern zufolge legen diese Ergebnisse nahe, dass sich die Pest nach ihrer ersten Ausbreitung nicht dauerhaft in Europa festgesetzt hatte.

Eine endgültige Bestätigung dieser Hypothese hängt jedoch von der Verfügbarkeit genetischer Proben historischer Pestopfer ab. Diese müssten im Idealfall sowohl aus unterschiedlichen Zeitepochen als auch aus mehreren Regionen in Eurasien stammen.

Quelle: Pressemeldung der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL

Weiterführende Informationen der WSL: Jahrringe aus Asien erklären historische Pestausbrüche in Europa

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