Lassen sich sexistische Verhaltensweisen vorhersagen?

13. November 2013 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Mit dieser Frage befasst sich Dr. Julia Becker. Die Professorin für Sozialpsychologie setzt ihr Projekt »Entwicklung eines Modells zur Vorhersage sexistischer Verhaltensweisen unter Berücksichtigung von Personen- und Situationsmerkmalen« an der Universität Osnabrück fort. Das Projekt lief bereits elf Monate an der Universität Marburg, an der Becker bis vor kurzem lehrte und forschte. »Unser Ziel ist es, mit dem Forschungsprojekt eine zentrale Lücke in der psychologischen Sexismusforschung zu schließen«, so Becker.

Während sexistische Einstellungen gut erforscht sind, gibt es nahezu keine Forschung zu sexistischen Verhaltensweisen und deren Vorhersage. Genau da setzen Becker und ihre Mitarbeiterin Stephanie Hellen de Oliveira Laux an. »Wir arbeiten an der Entwicklung eines empirisch fundierten Modells zur Vorhersage sexistischer Verhaltensweisen«, erklärt Becker.

Im ersten Schritt sollen anhand der vier Kernformen sexistischer Einstellungen vier korrespondierende Formen sexistischer Verhaltensweisen erarbeitet werden. Beispiele für sexistische Einstellungen sind feindlicher und wohlwollender Sexismus. Feindlicher Sexismus bezieht sich auf eine direkte Abwertung von Frauen, wohlwollender Sexismus ist eine subtile Einstellung und drückt sich beispielsweise in der Annahme aus, dass Frauen von Männern umsorgt und beschützt werden müssen. Um zu testen, inwiefern die Formen der Einstellungen und Verhaltensweisen zusammenhängen, werden für die Vorhersage von impulsiven und kontrollierten Verhaltensweisen sowohl explizite als auch implizite Einstellungsmaße verwendet. »Explizite Einstellungsmaße sind beispielsweise Fragebögen, die teilweise durch sozial erwünschte Antworten verzerrt werden können. Implizite Einstellungen sind beispielsweise Reaktionszeitstudien. Diese sind nicht bewusst steuerbar und daher schwer zu verfälschen«, erläutert Becker.

Da Verhalten allerdings nicht allein abhängig von Einstellungen ist, sondern auch durch den situativen Kontext beeinflusst wird, besteht das zweite Ziel in der Entwicklung eines Klassifikationsschemas, das Situationen darstellt, die den Ausdruck sexistischen Verhaltens zur Folge haben. In einem dritten Schritt soll die Forschung zu den vier Kernformen sexistischer Einstellungen mit dem erstellten Schema von Situationen verknüpft werden, um experimentell zu überprüfen, ob die vier Formen sexistischen Verhaltens am besten durch die Wechselwirkung von Personen- und Situationsvariablen vorhersagbar sind.

Quelle: Pressemeldung der Universität Osnabrück

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