Jungsteinzeitliche Hügelanlagen:Bauprozess war wichtiger als das Endergebnis

27. Oktober 2010 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Jungsteinzeitliche Hügelanlagen sehen meistens nicht anders aus als simple Erdhaufen. Es ist Archäologen aber schon lange bekannt, dass der innere Aufbau dieser Hügel keineswegs einfach ist.

Untersuchungen am Silbury Hill in England, zeigen, dass für seine Erbauer die Konstruktion des Hügels sehr viel wichtiger war, als sein endgültiges Aussehen.

Silbury Hill ist ca. 30 Meter hoch, bei einem Durchmesser von ca. 160 Metern, und ist damit eine der größten frühgeschichtilichen Hügelanlagen. Er wurde in der Jungsteinzeit errichtet und liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Stonehenge.
Zum Bau von Silbury Hill wurden geschätzt eine halbe Million Tonnen Material benötigt, der Arbeitsaufwand wird auf vier Millionen „Mannstunden“ geschätzt – was für eine Baumannschaft von 100 Menschen über zehn Jahre Arbeit, bei über 10 Arbeitsstunden am Tag, sieben Tage die Wochen, bedeutet.

Neue und genauere Altersbestimmung des im Inneren des Hügels gefundenen Materials legen nahe, dass die wichtigsten Bauarbeiten innerhalb von 100 Jahren abliefen, womit etwa drei Generationen zwischen 2400 und 2300 v. u. Z. am Bau beteiligt waren – unmittelbar nachdem im nahen Stonehenge die 30 enormen Sarsensteine aufgestellt worden waren.

Nachdem im Jahr 2000 ein alter Ausgrabungsschacht eingestürzt war, untersuchte die English Heritage Gesellschaft den Hügel. Der Hügel war offensichtlich ursprünglich eher eckig als rund, wobei am Grund der Hügel fast achteckig war.
Möglicherweise führte eine spiralförmige Rampe den Hügel hinauf, die wahrscheinlich für die Bauarbeiten, wie vielleicht auch später als Prozessionsweg genutzt wurde.

Im Buch The Story of Silbury Hill wird eine radikal neue Theorie vertreten: Allem Anschein nach war Silbury Hill kein einzelnes Bauprojekt und seine Erbauer hatten keine Baupläne. Stattdessen wurde der Hügel in einer kontinuierlichen, erzählendem Ritual errichtet, die äußere Form, die wir heute sehen, war von zweitrangiger Bedeutung.

Jim Leary, „English Heritage“-Archäologe und Mitautor des Buches, erläutert, dass die meisten Interpretationen des Silbury Hills sich bisher auf seine monumentale Größe und seine endgültige Form konzentriert hätten. Es würde allgemein angenommen, dass eine konzertierte Anstrengung von Generationen von Menschen, so etwas zu bauen, von einer gemeinsamen Vision und spirituellem Eifer, ähnlich wie beim Bau der mittelalterlichen Kathedralen, angespornt sein müsste.
Der abgeflachte Gipfel wurde oft als eine absichtlich angelegte Plattform, auf der die Menschen näher am Himmel seien, gesehen.
Aber die neuen Ergebnisse würden uns sagen, dass unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit eine fast obsessive Lust am ständigen Ändern des Denkmals hätten: es wurde umgebaut, abgeändert, angepasst. Es sei so, als ob die endgültige Form des Hügels keine Rolle spielen würde. Es wäre der Bauprozess gewesen, der wichtig war.

Diese Interpretation fordert die etablierte westliche Sichtweise antiker Monumente als „Architektur“, als Strukturen, die nach einem definierten großen Plan und zu einem bestimmten Zweck errichtet wurden, heraus.

Silbury Hill’s true story – construction process was more important than designl

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