Jul – Schlemmereien

7. Dezember 2009 | Von | Kategorie: Kulinarisches

Jul, die Wintersonnenwende (ca. 21.Dezember) ist der Punkt des Jahresrades, an dem die Tage wieder länger werden. Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Nun beginnt die Sonne, langsam aber sicher, wieder an Kraft zu gewinnen.

Als Funke beginnt sie in der dunklen Nacht zu glimmen, bereit, um aufs Neue heller und heller zu werden. Es ist die Zeit, zu der unsere Ahnen das Allerbeste an gelagerten Nahrungsmittel hervorgeholt haben, die letzten süßen Äpfel, getrocknete und eingelegte Früchte. Die Winterzeit war für viele Gemeinschaften mit vielen Entbehrungen und Opfern verbunden. Mit der Geburt des Sonnensohnes wurde dann allerdings ausgiebig gefeiert.
Diese Qualitäten des Festes schlagen sich auch in meiner Küche nieder. Goldene, helle Speisen decken den Tisch, die warmen Getränke verbreiten einen würzigen Duft und meine Ritualkuchen sind mit Mistelzweigen und Ingwer geschmückt. Ein Fest, bei dem ich nicht unbedingt auf die Kalorien achte… man muss ja auch genüsslich und zufrieden durch die dunkle Zeit kommen!

Hier folgen nun einige Ideen, wie die Küche um Jul aussehen kann und welche kulinarischen Genüsse das Jul-Ritual begleiten können.
Dabei sollten wir nicht vergessen, die verwendeten Lebensmittel so gut es geht auf das zu beschränken, was uns in dieser Jahreszeit wirklich zur Verfügung steht. Das ist für mich insofern wichtig, da ich mich dadurch besser auf die Energie der Jahreszeit, auf die Energie des Festes, für das ich die Vorbereitungen treffen, einschwingen kann.
So schön geröstete Kokossplitter auch auf Ritualkuchen aussehen mögen, so wenig wachsen eben Kokospalmen bei uns…und auch frische Pfirsiche und Kirsche gibt es im Winter keine – auch wenn man sie in beinahe jedem Supermarkt ganzjährig kaufen kann! Lieber verwende ich stattdessen geschälte und geröstete Haselnuss- oder Sonnenblumenkerne, eingelegtes Obst oder Trockenfrüchte.


Heiliger Alltag

Um die Küchenarbeit wirklich zum Ritual zu machen, kann man etwas Räucherwerk entzünden oder eine Duftlampe verwenden. Ein bisschen stimmungsvolle Musik und eine Kerze (für Jul sind besonders folgende Farben passend: Gold, – für die Wiederkehr des Lichts, der Sonne, Grün – für das satte Grün der Misteln, Rot – für die Götter machen mir den rituellen Charakter des Kochens immer wieder bewusst.
Meistens spreche ich vor dem Zubereiten von Ritualspeisen auch eine Anrufung:

Du, die du das Zuhause bist, unsere Weltenmitte
Wächterin der Feuer, die am Herd wie auch in unserem Inneren brennen
Du, die du Zutaten in Nahrung verwandelst
Du, die aus einem Haus ein Heim macht
Ich bitte dich, nimm‘ hier am hellen Feuer, am Herd Platz und sei mit mir!


Jul-Räucherwerke

(T=Teil)
½ T getrocknete Wacholderbeeren
1 T Myrrhe
1 T Frankincense
½ getrocknete Mistelblätter
1 T Kopal

oder

1 T Weihrauch
1 T Myrrhe
1 T Sandarak
½ T Macisblüte
½ Nelken
½ Eschensamen
ätherisches Kiefernöl

oder

1 Frankincense
1 Pinien-, Fichten-, und/oder Tannennadeln
1 Zedernspitzen
½ getrocknete Wacholderbeeren, zermösert
Einen Schuss Met

Die letzte Räucherung muss allerdings ein paar Tage austrocknen, bevor man kleine portionierte Kügelchen daraus formt.

Jul-Speisen


Anbei folgend einige Anregungen, was vor, in und nach dem Ritual serviert werden kann. Dabei ist zu bedenken, dass keines dieser Rezepte wirklich traditionell ist und auch nicht den Anspruch erhebt.
Außerdem handelt es sich dieses Mal tatsächlich nur um Snacks und süße Köstlichkeiten. Hauptspeisen wie Eintöpfe etc. werden noch gesondert behandelt.

Für mich ist das Wichtigste bei Sabbatmahlzeiten, dass ich weiß, warum ich welches Gericht serviere. Warum ich einen Lammeintopf zu Samhain mache und nicht zu Litha, warum ich bunte Eier zu Ostara in den Kuchen einbacke und nicht zu Jul…
Anmerkung: Ich verwende auch im Winter Zitronen, obwohl sie in Österreich eigentlich nicht heimisch sind. Wenn man sie mitkocht dann, haben sie nicht mehr diese starke auskühlende Wirkung auf den Körper.

Jahresräder

200 g weißes Mehl
150 g Butter
75g Butter
2 Dotter

Verknete alle Zutaten miteinander, forme eine Rolle, schneide gleichmäßige Stücke daraus und forme Ringe. Wenn alle fertig sind, lege sie auf ein befettetes und bemehltes Blech, bestreiche sie mit Eidotter, streue, wenn du möchtest, groben Zucker drauf und backe sie bei 180 Grad goldgelb.
Du kannst den Keksen nach Belieben auch Zimt, Nelken, Ingwerpulver oder Lebkuchengewürz beimengen!
Neben den Ringerln lässt sich dieser Teig auch sehr gut zu Spiralen (für Jul sollten sie sich nach rechts drehen), Pentagrammen oder Monden formen! Diese Kekse eignen sich auch sehr gut an Stelle eines Ritualkuchens.

Pikante Happen

4 Scheiben Weißbrot
4 Scheiben sehr dunkles Brot (Pumpernickel)
125 g Butter
100g Gorgonzola
Salz, Pfeffer, 2 Dotter, hartgekocht.

Rühre den Gorgonzola mit Butter, Dottern, Salz, Pfeffer und Paprika gut schaumig. Lass die Creme eine halbe Stunde im Kühlschrank anziehen.
Danach bestreiche das dunkle Brot mit der Käsecreme und setze das weiße oben drauf. Stelle die Brote wiederum kalt, bis die Käsecreme richtig schön steif geworden ist. Nun kannst du auch Formen ausstechen.
Und wieder einmal haben wir das Helle und das Dunkle in unseren Mägen vereint 🙂

Gebackene Milch
(für ca. 6 Personen)

¾ Liter Milch
5 Esslöffel Vollzucker
25 g Butter
3 Eier
1 Tasse Semmelbrösel
1l Sonnenblumenöl
5 Esslöffel Speisestärke (z.B. Maizena)

Löse die Speisestärke in ein wenig Milch auf (vom ¾ Liter nehmen).
Abseits davon wird die Milch mit dem Zucker und der Butter zum Kochen gebracht. Wenn die Milch aufzusteigen beginnt, füge die aufgelöste Speisestärke hinzu. Reduziere die Hitze und rühre die Milch 5-7 Minuten OHNE Unterbrechung. Danach schütte die Milch auf ein Backblech oder eine andere Form. Die Masse, die in etwa fingerdick sein sollte, muss nun etwa 2-3 Stunden auskühlen und stocken.
Wenn sich die Masse gut schneiden und aus der Form heben lässt (Tortenschaufel ist dabei sehr hilfreich), erhitze das Sonnenblumenöl. Schneide aus der Masse kleine Formen aus, was immer du möchtest. Kreise, Rauten, Monde, Sterne etc.
Nun folgt das Panieren der Masse. Wende sie in verschlagenem Ei und in den Semmelbröseln. Wenn du mehr Kruste möchtest, kannst du den Vorgang auch wiederholen.
Backe deine Sterne, Monde oder Kreise im heißen Fett heraus.
Abschließend werden sie mit Puderzucker (eventuell auch mit Zimt vermischt) bestäubt und noch heiß serviert.

Birnenpudding
(für ca. 6 Personen)

8 mittelgroße eingelegte Birnenhälften
2 Esslöffel Zucker
1 Tasse Milch
4 Eier
¼ l lauwarme Milch
3 Esslöffel Zucker
Für das Karamell: 3 Esslöffel Zucker
2 Esslöffel Wasser

Erhitze den Zucker mit dem Wasser, bis es braun wird und zu karamellisieren beginnt und tröpfle dieses Karamell in eine Springform. Darüber verteile die eingelegten Birnenhälften.
Heize den Ofen auf 220 Grad vor und halte eine Form, die größer ist als die für den Pudding bereit. Sie muss mindestens eine Handbreit hoch sein!
Nun schlage die Eier mit einer Gabel oder dem Handrührgerät auf, füge den Zucker und die Milch hinzu. Dann schütte dieses Eier-Milch-Gemisch über die Birnen in die Form.
Stelle diese nun in die größere Form und fülle sie in etwa bis zur Hälfte mit Wasser auf. Lass den Pudding nun ca. 40 Minuten im Wasserbad kochen. Mit der Nadelprobe kannst du feststellen, ob er schon durch ist!
Wenn das Wasserbad lauwarm ist, nimm die Puddingform heraus und stürze den Pudding auf ein großes, wenn möglich rundes Teller.
Dabei bietet sich ein schöner Anblick. Das dunkle Karamell ganz oben, mit den hellen, glänzenden Birnen und dies alles in Ringform. Das Dunkle und das Helle, das Spiel zwischen ihnen und der Ring, der immerfort währende Kreislauf der Jahreszeiten.


Jul – Getränke

Honigdrink

1l Wasser
1 Tasse Honig
Ev. Eine in Scheiben geschnittene Zitrone
½ TL geriebene Muskatnuss
Saft von einer Zitrone

Koche alle Zutaten miteinander auf und lass sie 5 Minuten weiterkochen. Sollte Schaum entstehen, schöpfe ihn einfach ab. Kann heiß oder kalt getrunken werden.

Gewürzwein

1 l Cider
6 Gewürznelken
3 lange Zimtstangen
Muskatnuss
eventuell ein wenig Zucker oder Honig, je nach Cider

Erwärme den Cider mit den Gewürzen LANGSAM und gib drauf Acht, dass er niemals zu kochen beginnt Lass es solange ziehen, bis die Gewürze ihre gewünschte Intensität erreicht haben!
Dieses Rezept nennt sich klassischerweise „Mulled Cider“ und ist typisch englisch. Da ich aber schon so viele unterschiedliche Ingredienzien dafür gefunden habe, die natürlich alle „streng traditionell“ sind, bevorzuge ich, es einfach Gewürzmost zu nennen.
Statt dem Cider kannst du auch Trauben- oder Apfelsaft, Sturm oder Apfelmost verwenden!

Gewürztee

2 EL Lapachotee
3 Gewürznelken
2 in Scheiben geschnittene Zitronen
Muskatnuss
Honig zum Süßen

Stelle alle Zutaten mit kaltem Wasser zu und bringe sie auf kleiner Flamme zum Kochen. Lass den Tee 5 weitere Minuten ziehen und seihe ihn ab. Alle Getränke haben diese honig-gold-gelbe Farbe, die an die Wiederkehr des Lichtes erinnert.
Nun einige Anregungen für die Speisen im Ritual. Letztendlich können natürlich auch alle oben angeführten Speisen ins Jul-Ritual an sich eingebunden werden. Das Kochen und das gemeinsame Essen ist für mich genauso Ritual wie ein „klassisches“ Ritual.


Jul – Ritualspeisen

Mandelkuchen mit Honigdekoration

Grundmasse
250g Butter
5 Eier
250g Zucker
500g weißes Mehl
1/8l Milch
1 Pkg. Backpulver
Honig für die Dekoration

Mandelfüllung
Marillenmarmelade
1 Stange Marzipan
4 EL Mandelmus
4 EL geriebene und geröstete Mandeln
Rühre die Butter schaumig und füge die Eidotter und den Zucker bei. Weiter schaumig rühren. Dann schnell das Mehl (eventuell gesiebt), Backpulver und Milch unterrühren. Zum Schluss kommt der geschlagene Eischnee dazu. Fülle die Masse in eine eingefettete und bemehlte Springform. Backe sie im vorgeheizten Backrohr bei 180 Grad für ca. 1 Stunde. Bevor du sie endgültig aus dem Rohr nimmst, mach‘ die Nadelprobe! Löse die erkaltete Torte aus der Form und schneide sie 2 Mal durch.
Vermische die Mandeln mit dem Marzipan, den Mandeln und dem Mandelmus. Diese Masse sollte sich eigentlich gut ausrollen lassen!
Fertige drei, der Tortengröße entsprechende Marzipankreise an.
Bestreiche nun die erste Lage mit Marillenmarmelade und lege den Marzipanboden drauf. Wiederhole dies auch für die zweite Lage. Wenn DU möchtest, kannst du auf die Marillenmarmelade auch ein paar kandierte Ingwerstückchen streuen.
Obenauf lege nun die dritte Marzipanplatte.
Sollte der Honig sehr zäh sein, erwärme ihn kurz im Wasserbad. Mit einer Stricknadel kannst du nun Muster und Symbole draufmalen: Eine Kerze, ein einfaches Pentagramm, eine nach rechts gedrehte Spirale oder alles, was dir zur Jul einfällt!

Der Lichtfunke

Lege so viele Datteln bereit, wie Personen am Ritual teilnehmen werden und zusätzlich noch eine als Erdopfer (Gabe an die Götter, die Erde um Dank auszudrücken).
Des Weiteren brauchst du eine Stange helles Marzipan oder Mandelpaste. Wenn du möchtest kannst du dem Marzipan auch Aromastoffe wie Rosenwasser, Rum oder ein bisschen Pfefferminze beifügen.
Schneide die Datteln der Länge nach auf und entferne den Kern. Verknete das Marzipan gut mit den Aromastoffen und fülle die Datteln damit. Eine Alternative bei großen Datteln ist auch, sie mit einer Mandeln (ohne Haut und in einer Pfanne kurz angeröstet) zu füllen!
Richte alle auf einem Teller an und dekoriere nach Belieben. Zu Jul sehen Mistelzweige, Hagebutten, Nadelbaumzweige oder geriebene Mandeln schön aus. Deiner Phantasie sind dabei keiner Grenzen gesetzt.
Über das Dekorieren von Speisen für die 8 Sabbate habe ich viel über die ureigene Energie von diesen Festen gelernt. Geeignet sind dafür alle Pflanzen, die um die jeweilige Jahreszeit zu finden sind, die Früchte, die die Natur hervorbringt oder Symbole, die mit den Festen assoziiert werden.

Die Meditation zu diesem Teller sieht bei mir wie folgt aus:
Nach der Segnung der kleinen Speisen und die Hingabe des Erdopfers werden die Datteln verteilt.
Nimm die Dattel in die Hand, spüre ihre Konsistenz, rieche an ihr…
Öffne nun die Augen und sieh die dunkle Frucht vor dir. Es ist die längste Nacht des Jahres, die Nacht in der das Licht zurückkehrt…als kleiner Funke beginnt es aufs Neue seine Reise durch das Jahr. Wenn du dich dazu bereit fühlst, öffne die Dattel. Das neugeborene Licht strahlt dich an. Der Funke der Hoffnung, des neuen Lebens!
Was wird dir dieses Licht bringen? Nimm dir Zeit dafür, höre auf deine Stimme, was will dir der Funke sagen?
Wenn du das Gefühl hast, es ist Zeit, beiße von der Dattel ab, kau‘ sie ganz langsam und spüre wie ihre Süße deinen Körper erfüllt…spüre das neue Leben in dir, die Kraft des Wachstums.
Du hast immer beides in dir. Das Helle und das Dunkle. Die Nacht und den Tag. Es sind immer beide präsent, auch wenn sie sich in ihrer Intensität abwechseln. Das, was du als das Licht für dich selbst ansiehst, ist nun in dir…der Funke, der dir den Weg leuchtet, geboren aus dem dunklen Schoß der Mutter. Lass es wachsen – über Imbolc, bis es zu Ostara schon fast ans Licht dringen möchte.

Eine Schlemmer-Variante ist es, dies mit in Schokolade getauchten Brandteigkrapferl zu machen. Setze auf jedes zweite Krapferl Schlagobers und oben ein zweites Krapferl drauf. Bei dieser Variante achte darauf, genügend Servietten zur Verfügung zu haben!

Soweit ein paar kleine Vorschläge zu Jul. Alles miteinander helle und süße Speisen. Nach der dunklen Zeit kehren das Licht, die Hoffnung und die Süße in unser Leben zurück. Ein Grund zu feiern und miteinander zu speisen – mit unseren Lieben und mit den Göttern.

Ein schönes, freudiges Jul wünscht euch
Brighid

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2 Kommentare
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