Hilfreiches Vodou auf Haiti

31. März 2010 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Das karibische Vodou (oder Voodoo) ist mit vielen gruseligen Klischees verbunden, und wird auch gern als angebliche Ursache für die „Dauermisere“ auf Haiti dargestellt. Aber Vodou kann hilfreich sein, um mit verheerenden Naturkatastrophen geistig fertig zu werden.

Die Leipziger Ethnologin Maria Elisabeth Thiele ist Spezialistin für afroamerikanischen Kulturen, speziell die Vodou-Religion auf dem amerikanischen Doppelkontinent. 2008 fuhr sie nach New Orleans, suchte sich eine Unterkunft in einem der ältesten Schwarzen-Viertel der USA, und lebte mit denen, die nach nach dem Hurrikan Katrina in der Stadt geblieben waren.
Dort fand die Forscherin beispielsweise die Gelegenheit mit einem „root doctor“ zu sprechen, der ganz nach der magischen Tradition behandelte, Amulette und Zaubertränke anwandt, Einreibungen verteilte, die gegen Naturgewalten schützen sollten.

Aber dieser Mann war nicht ein „Voodoo-Zauberer“ wie aus Hollywood-Streifen. Sein Tun brachte den Menschen Vertrauen, Rückhalt und Mut.

Nun beschäftigt sich die Leipziger Ethnologin mit dem erdbebenzerstörten Haiti, das aus religiöser Sicht der afroamerikanischen Kultur von New Orleans ähnelt. Beide Regionen wurden geprägt von den Religionen, die die aus ihrer afrikanischen Heimat in die Plantagen verschleppten Sklaven mitbrachten.
New Orleanser Vodou-Anhänger unternehmen auch Hilfsaktionen für Haiti. Erstens leben zahlreiche Haitianer in New Orleans, zweitens wurden US-amerikanische Vodou-Priester/innen meist in Haiti initiiert und unterhalten dadurch fortdauernde Bündnisse mit haitianischen Tempeln.

Diese Forschungen dienen nicht nur der reinen akademischen Neugier. Wie Elisebeth Thiele sagt:

Meines Erachtens müssen wir uns wissenschaftlich mit Fragen wie Vorhersagungen und dem rituellen Umgang mit Naturkatastrophen beschäftigen. Indigene, traditionelle kulturelle Techniken zur Prävention und Bewältigung könnten oft erheblich zur Begrenzung der Katastrophe beitragen und sollten nicht ignoriert werden.

Mehr in der Pressemeldung der Uni Leipzig: New Orleans und Haiti – Wie Vodou die Wunden heilt, die Naturkatastrophen schlugen

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