Heidentum ist kein Faschismus! Faschismus?

16. Dezember 2010 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

„Heidentum ist kein Faschismus“
Warum ausgerechnet „Faschismus“? Warum nicht zum Beispiel „Nazi-Ideologie“?

Meine Antwort: Der Begriff „Nazi“ ist viel zu eng gefasst.

Der „Nationalsozialismus“ ist eine Form des Faschismus, die praktisch alle Elemente des italienischen Originals enthält, aber eben auch Elemente, die es in anderen Faschismusformen nicht gibt. Auffällig ist die (pseudo-)sozialistische Volksgemeinschafts-Ideologie. Wie alle Faschisten maximieren auch Nazis die Ungleichheit der Menschen. Aber innerhalb der Volksgemeinschaft soll „Gleichheit“ herrschen, die allerdings eher im Sinne von „Homogenität“ als im Sinne von Egalität verstanden wird: Nazis vertreten eine gleichmacherische Ideologie und fordern Anpassung und Unterordnung unter ein Kollektiv (genau das, was Nazis gerne Linken vorwerfen): „Du bist nichts, dein Volk ist alles“.
Ungemein nazi-typisch ist auch der Vernichtungsantisemitismus. Antisemitismus an sich ist ja ein gemeinsamer Nenner und ein Bindemittel der unterschiedlichsten rechtsextremen Strömungen, aber der Wille „den Juden“ zu vernichten, alle Juden umzubringen, alles, was jüdisch ist oder für jüdisch gehalten wird, auszumerzen, und zwar weltweit, das unterscheidet den Nazi-Antisemitismus vom Antisemitismus anderer Faschisten.

„Nationalsozialismus“ ist radikaler antisemitisch, radikaler antidemokratisch und radikaler antikommunistisch als andere rechtsextreme Ideologien.

Auch andere Rechtsextremisten sind oft Esoteriker. Aber selbst der nüchternste, un-spirituelleste, allem „Übersinnlichen“ und jeder metaphysischen Spekulation abholde Nazi ist, im landläufigen Sinne, Esoteriker.
Ohne pseudowissenschaftliche Theorien und Weltverschwörungsdenken funktioniert der „Nationalsozialismus“ einfach nicht. Personenkult mit quasi-religiösen Elementen ist typisch faschistisch. Aber Adolf Hitler, als messianische Gestalt, nicht zu hinterfragende Autorität, quasi „Führer und Gott“, das ist typisch Nazi. In Italien und mehr noch in Spanien war der Faschismus eng mit dem Katholizismus verbunden, ebenso im gern verdrängten Austrofaschismus. In Nazi-Deutschland verbündeten sich Kirche und Staat zwar auch eng, aber letzten Endes – bzw. nach den „Endsieg“ – wäre im Nazireich kein Platz für eine unabhängige Kirche gewesen. Der Führerkult ist die eigentliche Nazi-Religion.

Aber auch Faschisten, die keine Nazis sind, sind gefährlich.

Ich sage es noch einmal in anderen Worten: wenn wir uns ausschließlich fixieren auf die Erscheinungsformen von Faschismus damals, auf Hakenkreuz und Massenaufmärsche, auf SA-Saalschlachten und den Davidstern zuerst auf den Fensterscheiben von Läden am 1. April 1933 und später dann auf Mänteln und Jacken, wenn wir uns darauf beschränken, Faschismus nur dort erkennen zu können und erkennen zu wollen, wo er die “Juden” meint und auf die “Juden” trifft, mit tödlicher Grausamkeit am Ende, dann haben wir – so meine ich allen Ernstes – Faschismus nicht wirklich begriffen! Faschismus kann auch auftreten mit Anzug und Schlips, Faschismus kann auch von einer ganz anderen Ecke her kommen als von rechts, Faschismus kann heute auch ganz andere Bevölkerungsgruppen treffen, als es damals der Fall war: Faschismus ist auch dieses. Faschismus immer noch in einem Anfangsstadium (wie ja auch Hitlers “Mein Kampf” ‘nur’ Anfangsstadium war, noch nicht Endpunkt!), aber doch auch dieses schon Faschismus.

Ein Brief ohne Antwort (Spiegelfechter)

Der Begriff „Rechtsextremismus“ ist hingegen zu wage. Ein Verlegenheitsbegriff. Denn viele, vielleicht die meisten, „Rechtsextremisten“ sind „Extremisten der Mitte“. Faschisten verstanden sich von jeher als „jenseits von links und rechts“. In mancher Hinsicht stimmt das.

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