Falsche Freunde, falsche Feindbilder

8. Juni 2012 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

Es ist allbekannt, wird aber gerne verdrängt: Es gibt – nicht nur unter Heiden, sondern z. B. auch unter Goths, unter Mittelalterfreunden, unter Metall-Fans, in der Oi-Subkultur usw. usw. – eine Grau- oder vielleicht genauer Braunzone zwischen „unpolitisch“ und „rechtsextrem“.
Wir haben schon einige Male vor dem fatalen Mechanismus der „falschen Solidarität“ und der „falschen Freunde“ gewarnt und oft gegen das dumme Motto „Wir sind doch alle (Heiden, Hexen, Goths, Mittelaltermarktleute usw. usw.)“ angeredet, angeschrieben und sogar angesungen: Freundchen .

Der Trick mit der „falschen Solidarität“ funktioniert nur dann, wenn es einen gemeinsamen Gegner, „besser“ noch, einen „bösen Feind“ gibt. Je „böser“ desto „besser“.
Unter Heiden werden da gern „die Kirche“ oder „die Sektenbeauftragten“ genommen. Ich wäre der Letzte, der übersehen würde, dass tatsächlich Kirchenvertreter und immer wieder auch Sektenbeauftragte falsche, verzerrte oder einfach nur ärgerliche Dinge über „Neuheiden“ behaupten. Allerdings: von einer systematische „Hetze“ oder gar von einer „Heidenverfolgung“ kann man in Europa nicht reden.

Politisch noch brisanter sind zwei andere Feindbildkonstrukte: die „böse Antifa“ und die allseits unbeliebte „Political Correctness“.

Auch aus Antifa-Kreisen kommt in der Tat manchmal so Einiges, was speziell für germanisch orientierte Heiden nicht leicht zu schlucken ist. Das ist teilweise auf schlichte Unkenntnis, hin und wieder auch auf ideologische Scheuklappen zurückzuführen.
Wer allerdings behauptet, „die Antifa“ hätte es auf „uns Heiden“ abgesehen, behauptet Unfug!
Erst einmal, weil es „die Antifa“ als geschlossene Gruppierung gar nicht gibt. Das Spektrum geht z. B. von bürgerlich lebend bis „Aussteiger“, von anarchistisch bis orthodox marxistisch, vor konsequent gewaltfrei bis durchaus einer deftigen Schlägerei mit „Faschos“ nicht abgeneigt. (Diese gern mit den Fäusten „argumentierenden“ Zeitgenossen nenne ich „Testosteron-Antifanten“, halte sie für eine Landplage und politisch-strategisch gesehen für „nützliche Idioten“ derjenigen, die gerne einen Polizeistaat hätten).
Fast alle Antifas sind aber „irgendwo links“, und für die große Mehrheit der Sozialisten und Kommunisten gilt der alte Satz, dass „Religion“ – und damit auch Spiritualität – Privatsache sei.
Was manche Antifas in „Beißlaune“ gegenüber Heiden bringt, ist eine grobe Verallgemeinerung der leider wahren Erkenntnis, dass für viele „Faschos“ Germanenmystizismus oder Keltomanie nicht viel mehr als Tarnung einer braunstichigen Weltanschauung ist. Oder anders gesagt: sie können sich demokratische gesonnene oder gar „linke“ Heiden gar nicht vorstellen.
Das ist allerdings kein Problem, das sich aus einer aktiv antifaschistischen Gesinnung ergibt. Sonst gäbe es z. B. weder die Nornirs Ætt noch „Heidentum ist kein Faschismus“.
Aus unserer Sicht ist es ziemlich klar, dass die meisten Heiden, die „Stress mit der Antifa“ haben, diesen Ärger nicht deshalb haben, weil sie Heiden wären, sondern weil sie – oft irrtümlich, manchmal zurecht – für „Faschos“ gehalten werden.

Auf einem (absichtlichen?) Missverständnis beruht, aus heidnischer Sicht, das Feindbild „Political Correctness“. Das Missverständnis ist es, Sprachregelungen und Verhaltensregeln für den Kern und das Wesen der PC zu halten.
Stark vereinfacht lautet der Standpunkt der PC: nur wer zu einer bestimmten Gruppe gehört, kann auch für die Angelegenheiten dieser Gruppe zutreffende Aussagen machen. Das kann zwar manchmal problematisch sein, aber grundsätzlich dürfte es unstrittig sein, dass z. B. „Schwarze“ selbst am Besten beurteilen können, ob eine bestimmte Aussage oder ein bestimmtes Verhalten sie rassistisch diskriminiert, weitaus besser jedenfalls als „Weiße“, die sich Rassismus oft gar nicht richtig vorstellen können und den eigenen Rassismus allzu gern übersehen.
So gesehen müssten Heiden zumindest Verständnis für PC haben – denn pauschale Aussagen von Christen oder Atheisten über Heiden wie „alle Heiden denken völkisch“ oder „Heidentum ist finsterer Aberglauben“ sind definitiv nicht PC!
Die – manchmal lächerlichen, oft euphemistischen – Sprachregelungen und Verhaltensregeln, auf die PC gern reduziert wird, sind im Grunde nur Randphänomene. Und nervige Moralapostel gibt es bekanntlich nicht nur unter PC-AnhängerInnen.

Es ist bezeichnend, dass es gerade jene, die gerne Feindbilder wie „die Antifa“ oder „die PC“ kultivieren, oft nicht die Bohne interessiert, dass sie sich z. B. mit Neonazis den Konzertsaal teilen oder dass sie bei mit der extrem rechten Szene verbundenen Versandhändlern einkaufen. Ist ja alles „unpolitisch“!

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Ein Kommentar
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  1. Hallo,

    ich habe mit Interesse diesen Artikel gelesen und kann das leider nur bestätigen. Ich bin Metaller bis ins Mark und versuche auch in der heutigen Welt mein (modernes?) Heidentum zu leben. Ich habe mich vor einiger Zeit für Odins Weg entschieden und den werde ich gehen bis zu Hel oder Walhall, das mag er entscheiden:-) Vor einigen Jahren hatte ich viele Freunde die ähnlich dachten, bzw. selbst etwas rechts orientiert waren. Ich habe das toleriert aber nie unterstützt. Nun habe ich vor drei Jahren meine Frau kennengelernt die nunmal gebürtige Thailänderin ist. Sie hatte weder mit meinem Glauben noch mit meinen Freunden ein Problem, aber diese anscheinend mit ihr, obwohl es eigentlich nie Streit gab. Tatsache ist nur das sie sich alle von mir abgewandt haben seit ich Familie habe. Ob die Freunde der Vergangenheit nun alle falsch waren weiß ich nicht, kann ich auch nicht beurteilen. Ich finde am Buddhismus nicht falsches und finde auch nicht das er im Gegensatz zum Heidentum steht, im Gegenteil.

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