Die Vinland-Karte ist echt

23. Juli 2009 | Von | Kategorie: Wissenschaft

Schon seitdem sie 1957 bei einem Buchhändler in Barcelona auftauchte, ist ihre Authentizität heftig umstritten: Eine Karte aus dem Jahr 1440, die Europa, den Atlantik – und Teile Nordamerikas, ausdrücklich als „Vinland“ bezeichnet, zeigt. Die berühmte „Vinland“-Karte entstand gut 50 Jahre bevor Christoph Columbus das erste Mal den Atlantik überquerte. Dänische Forscher glauben nun, auch die letzten Zweifel daran ausgeräumt zu haben.
Sie ist echt! (epoc-Magazin)
Wenn die Forscher um Rene Larsen von der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen Recht haben, dann war die Karte einst in einem Schweizer Buch gebunden – und zwar zusammen mit zwei anderen Manuskripten.

Auch den nahe liegenden Verdacht, der Kontinent jenseits des Atlantiks sei nachträglich in die Karte eingezeichnet worden, konnten die Forscher entkräften. Denn der Leim der Bindung ist ins Papier gedrungen und hat die Schrift verfärbt. Dies ist überall in dem Dokument zu sehen – im Fall späterer Ergänzungen wäre dies unmöglich.

Dennoch gibt es Anlass zur Skepsis: Eine andere Vinland-Karte hatte sich später als Fälschung herausgestellt, nachdem man in der Tinte Spuren von Titandioxid fand – Pigmente auf dieser Grundlage werden aber erst seit etwa 1920 industriell hergestellt. Auch bei der in Frage stehenden Karte wurden in der Tinte einer Randnotiz Spuren eines titandioxidhaltigen Pigmentes, nämlich Anatas gefunden, das allerdings auch in nachweislich in der Eisengallustinte echter Dokumente des 15. Jahrhunderts vorkommt.

Wie auch immer: dass nordeuropäische Seefahrer schon gut 500 Jahre vor Columbus den Atlantik überquerten, ist längst eine archäologisch gesicherte Tatsache.

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4 Kommentare
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  1. Also wenn sich das tatsächlich als wahr herausstellt, was wird dann aus den ganzen „glorreichen“ Kolumbus-Denkmälern? Werden die dann abgerissen? Und die USA werden die dann umbenannt in USV (United Staates of Vinland)? Wird dann Winnie the Puh das neue Wappentier und werden wir dann die Bewohner künftig statt Amis nur noch Winnies nennen…? 😀

  2. Es ändert sich nichts, denn die Vinland-Fahrten sind spätestens seit den Ausgrabungen des Archälogen-Ehepaar Ingstad im neufundländischen L’Anse aux Meadows 1961 sehr gut archäologisch belegt.
    1964 stimmte der US-Congress dem Vorschlag des damaligen Präsidenten Lyndon B. Johnson zu, die Entdeckungsfahrt der Wikinger durch einen „Leif Eriksson Day“ analog zum „Columbus Day“ zu ehren. „Leif Eriksson Day“ ist seitdem der 9. Oktober.
    Schon seit 1949 steht vor dem „Minnesota State Capitol“ (dem Parlamentssitz des Bundesstaates Minnesota) in St. Paul ein Leif Eriksson-Denkmal.

  3. Wäre bloß schön, wenn das auch bis zu den Geschichte-Schulbüchern durchdringen würde, denn da wird Eriksson in einem halben Nebensatz als Eventualität angeführt ;-).

  4. In meinem alten Schulgeschichtsbuch (70er Jahre) stand die Vinland-Fahrt drin, und zwar als Tatsache. Da eine der wichtigsten Quelle für die mittelalterliche Geschichte Norddeutschland die „Gesta Hammaburgensis“ Adam von Bremens ist, die zufälligerweise auch die einzige anerkannte „außerisländische“ Quelle für die Vinlandfahrt ist, und da man die Wikinger schwerlich aus der norddeutschen Geschichte eliminieren kann, ist das auch wenig überraschend.
    Aber es war nur ein knapper Absatz und eine Legende auf einer Karte zum „Zeitalter der Entdeckungen“ – auf der dann „selbstverständlich“ alle „Nichteuropäer“ fehlten. (Sogar Ibn Battuta, der chinesische Admiral Zheng He oder die Polynesier.)

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