Der magische Kreis – Quadratur des Kreises!?

20. Juni 2010 | Von | Kategorie: Hain & Trommel

Viel wurde über die (Un)Sinnigkeit der Verwendung von energetischen Kreisen geschrieben und diskutiert.

Sollte man Lust auf noch eine Diskussion und noch eine Abhandlung dazu haben, dann könnte dieser Artikel – vorausgesetzt man kann an diesem Ritualelement selbst irgendeinen Nutzen und/oder Gefallen finden – vielleicht von Interesse sein.Für mich persönlich ist das Ziehen des Kreises aus unterschiedlichen Gründen von Nutzen und zwar bei jeglicher magischen oder schamanischen Arbeit.Warum das so ist, möchte ich in den folgenden Zeilen, die ausschließlich meine persönliche Auffassung wiedergeben, erörtern.

Warum Kreise?

Gerne vergleiche ich das Ziehen eines Kreises in einem Ritual mit einem Kuchen im Backrohr: Für das Gelingen eines Kuchens ist es schließlich auch notwendig, dass ich das Backrohr schließe und nicht offen lasse. So entkommt mir keine Hitze und der Kuchen kann drinnen, unter konstanter Temperatur und geschützten Verhältnissen (es kommt kein Luftzug dazu, kein Staub, kein umgeschüttetes Glas Wasser kann dem Kuchen etwas anhaben…) gut aufgehen. Das hat also, laut praktischem Hausverstand, nichts mit Paranoia zu tun, sondern mit ganz normalen und einfachen Gegebenheiten. So verhält es sich aus meiner Sicht auch mit einem magischen Kreis, der eine äußerst praktische und effektive Technik ist, um magisch gut arbeiten zu können.

Ich ziehe einen energetischen Kreis, wie bereits erwähnt, um drinnen ungestört, unter gleich bleibenden Verhältnissen arbeiten zu können. Durch den Kreis ist es mir möglich, störende Faktoren von außen abzuschirmen. Die angesammelte Energie im Kreis entspricht der Hitze im Backofen und ist meinem Dafürhalten nach notwendig für die Durchführung jeder magischen Arbeit. Ein magischer Kreis hat also in erster Linie die Funktion eines geschützten Raumes, in dem ich alleine oder mit einer Gruppe arbeiten kann.

Erst in zweiter Linie kommt dem Kreis die Bedeutung als Schutz gegen negative Fremdenergien zu. Ich bin keine große Freundin der weit verbreiteten Paranoia, dass ein Kreis böse Geister und Dämonen fernhalten sollte – zumindest ist dies nicht seine vorrangige Bedeutung, auch wenn sie nicht außer Acht gelassen werden sollte. Ein Kreis ist sehr wohl auch als Schutz gegen ungebetene Gäste (die bei magischen Arbeiten ganz gerne mal „schauen“ kommen) gedacht, sollte aber nicht ausschließlich mit dieser Intention gezogen werden. Um wieder zum Beispiel des Backofens zurückzukehren: Ich schiebe den Kuchen ja auch in den Backofen, damit er mir gut gelingt und schön aufgeht und nicht, um ihn gegen den Luftzug in der Küche zu schützen. So sollte auch die Intention eines Kreises verstanden werden.

Die Quadratur des Kreises !?

Das Wort „Kreis“ birgt ein großes Missverständnis in sich. Denn eigentlich sollten wir von einem „Ei“ oder einer „Kugel“ sprechen – ein energetischer Kreis sollte nämlich nicht nur als Linie am Boden gezogen werden, sondern auch den Raum oberhalb und unterhalb des Bodens mit einschließen und ergibt daher ein Ei, ein seifenblasenartiges Gebilde, das die Ritualteilnehmer in eine besondere Raum-/Zeitebene mitnimmt. Die in Hexenkreisen vielbenutzte Phrase „so above as below“ oder „wie oben, so auch unten“, entspricht genau dieser Struktur.

Wann wird der Kreis gezogen?

Der Kreis sollte grundsätzlich zu Beginn eines Rituals gezogen werden. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit, dass der Kreis gezogen wird, bevor alle Teilnehmer eintreten. So zieht eine dafür bestimmte Person den Kreis ziehen und dann nach und nach die Teilnehmer mit Reinigung und Segnung in den Kreis lassen.
In manchen Kreisen kann es sein, dass einem immer noch ein Messer, Schwert oder sonst irgendeine Keule unter die Nase gehalten wird, als Zeichen und Warnung davor, dass nichts, aber auch gar nichts, was in diesem Kreis passiert, in die Außenwelt vorzudringen hat. Was früher vielleicht einmal andere Konsequenzen zur Folge hatte (spekuliere ich mal), verletzt heute die Intimsphäre der Beteiligten. Und darüber hinaus verliert die Arbeit an Kraft und Energie.
Je nachdem, wo der Kreis errichtet wird, kann eventuell ein Reinigen und Segnen des Platzes notwendig sein. Arbeitet man an einem Platz, den man kennt und um seine Energie weiß, dann ist das Reinigen nicht so notwendig, in einem Ritualraum/Tempel schon gar nicht. Sollte man an einem Platz arbeiten, den man nicht kennt, ist es sinnvoll, sich zuerst an seine Energie annähern, um überhaupt den Entschluss zu fassen, dort ein Ritual zu machen. Auch hier gilt im Zweifelsfalle  – Finger davon lassen und einen anderen Platz suchen!

Kreise an sich müssen nicht gereinigt werden. Werden sie aus sauberer Intention heraus gezogen, führt das jegliche Reinigung ad absurdum – zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach. Die Reinigung eines Kreises darf allerdings nicht mit der Reinigung des Platzes, so wie vorhin beschrieben, verwechselt werden!!! Nun gut, wir haben also einen Platz gefunden, an dem ein Kreis, ein geheiligter Raum gebaut werden kann.

Wie wird der Kreis gezogen?

Ein Kreis ist ein geheiligter Raum, jenseits der uns geläufigen Zeit und jenseits des uns geläufigen Raumes. Gezogen wird er nicht mit unserer eigenen Energie, sondern stets mit universaler Energie, die wir, zu Beginn zumindest, aus der Erde ziehen können. Als Kanal und Leitung dient uns unser Körper und als Ventil benutzen wir in der Regel die Hand, ein Athame, einen Stab oder ein anderes Werkzeug, das sich für diesen Zweck eignet.

Eine von vielen Möglichkeiten

Stelle dich mit beiden Beinen fest hin, leichte Grätschhaltung, Knie leicht abgewinkelt (durch starre Beine fließt keine Energie!).
Spüre die Erde unter dir und lass dich mit deinem Bewusstsein in die Erde absinken. Visualisiere eine rote Kugel unter deinen Fußsohlen. Mit tiefer Bauchatmung ziehe die Energie langsam nach oben…mach das so lange, bis du wirklich spürst, dass du die Energie nach außen bringen kannst und den Kreis aufbauen kannst! Wenn du an diesem Punkt angekommen bist, projiziere die Energie durch deine Finger, dein Athame, deinen Stab nach außen und visualisiere den Kreis – auch nach oben und nach unten, bis du wirklich einen RAUM kreiert hast!

Man kann auch durch die Füße Energie von unten und durch den Scheitel Energie von oben ziehen und anschließend, wenn beide Ströme gut fließen, durch die Arme nach außen gleiten lassen.

Ich beginne mit dem Kreisziehen  im Osten, der Himmelsrichtung des Sonnenaufganges.
Für gewöhnlich (es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen!) wird der Kreis im Uhrzeigersinn gelegt.

Ich mache das immer in drei Runden, eine für Segnung, eine für Schutz und eine für die Inkorporation des heiligen Raumes. Sprich dabei einige Worte aus, die dein Verständnis und deine Intention verkörpern.
Beispielsweise:

Ich baue einen Kreis, einen Tempel zwischen den Welten.
Ein Ort wo sich Menschen und Götter treffen…

Oder

Mit dem Wohlwollen der Götter errichte ich den heiligen Raum,
möge er ein Ort sein, an dem Liebe, Vertrauen und Friede herrschen…

Diese Worte sollten immer der Intention des Kreises entsprechen!
Wenn ein Kreis dicht ist, ist er wirklich dicht. Das heißt, dass nichts hinaus, aber auch nichts hinein kommt. Wenn du jemandem Energie schicken willst oder Götter invozieren willst, dann muss dies in deiner Weise, den Kreis zu ziehen, berücksichtig sein! Ansonsten ist eventuell mit energetischen Ungereimtheiten zu rechnen.
Neben den passenden Worten solltest du auch genau auf das Visualisieren des Kreises achten! Baust du einen Kreis aus hellem Licht, aus lodernden Flammen, aus dicken Mauern oder plätscherndem Wasser? Auch das hat Auswirkungen auf die Energetik im Kreis! Wenn mehrere Menschen im Kreis sind, ist es außerdem wichtig, mit präzisen und unmissverständlichen Bildern zu arbeiten, um eine homogene Energie zu erhalten. Wenn sich jeder irgendetwas anderes vorstellt, wird das erfahrungsgemäß nix.

Zur Arbeit im Kreis

Türen

Ist ein Kreis einmal gezogen, sollte er von niemand mehr betreten und verlassen werden. Sollte es aber dennoch einmal zu dieser Situation kommen, nimm wieder dein Athame, Stab oder deine Hand, je nachdem, mit welchem Werkzeug du den Kreis gezogen hast, und „schneide“ eine Türe in den Kreis. Setze dabei rechts an und visualisiere, wie du ein Tor in den Kreis schneidest (Geöffnet wird natürlich entgegen die Richtung in der du den Kreis gezogen hast – in meinem Beispiel wurde der Kreis also im Uhrzeigersinn aufgebaut.)

Schließe den Kreis nach Verlassen oder Eintritt der Person sofort wieder, indem du links ansetzt und die Türe im Uhrzeigersinn wieder schließt. Unterstützte diese Aktion durch den Einsatz deines Atems. Beim Öffnen atme ein, beim Schließen atme bewusst aus.

Elemente

Die Elemente sollten grundsätzlich erst nach dem Errichten des Kreises gerufen werden. Solltest du aber an einem von dir viel frequentierten Platz arbeiten an dem der Kreis nur mehr „aufgefrischt“ werden muss, dann kannst du die Elemente auch vorher rufen. Die Elemente, Wachtürme, Totemtiere etc. helfen mit, den Kreis zu stärken.

Halbdurchlässige Kreise

Bei besonderen Anlässen oder Arbeiten kann der Kreis so angelegt werden, dass ganz bestimmte Wesenheiten in den Kreis eintreten dürfen. Wichtig dabei ist die klare Intention, sonst hat man möglicherweise ungebetene Gäste!

Das Schließen des Kreises

Der Kreis wird ganz am Schluss eines Rituals wieder aufgelöst. Nimm erneut dein Werkzeug zur Hand, bedanke dich und visualisiere, wie du die Energie durch dein Werkzeug in dich aufsaugst und dann diese in die Erde zurück leitest. Führe diese Aktion in der Regel gegen den Uhrzeigersinn durch! Sprich dabei abschließende segnende Worte. Hier wohl die bekanntesten:

The circle is open, but unbroken,
may the peace of god and goddess be forever in our heart.
Merry meet, merry part and merry meet again!

Oder

„Der Kreis ist offen, doch ungebrochen. Froh wir kommen, froh wir gehn, froh wir uns wieder sehn!“

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3 Kommentare
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  1. Einfache, pragmatische Darstellung des Ritualkreisziehens. Was mich normalerweise an so etwas stört, ist das geheimnissvoll tuende „magische“ Drumherum.

  2. Hm, ich bin ja jemand, der fast nie Kreise zieht. Habe mich grade gefragt, was mir an der Vorstellung Unbehagen bereitet. Ich glaube das liegt auch daran, dass ich ein Mensch bin, der davon das Empfinden hat, selbst ein Kreis zu sein. Meine Energien verändern sich bei spirituellem Arbeiten dergestalt, dass ich – bestimmte Energien von mir- diesen Kreis bilden. Da ich jedem Menschen, der am Ritual interessiert ist, teilnimmt oder dem sonstwie beiwohnt, die gleichen Fähigkeiten zuspreche und für die Interaktion stark mit den universellen Fäden des Wyrd arbeite, habe ich bis jetzt kaum ein Bedürfnis gehabt, einen Kreis zu ziehen.

    Trotzdem finde ich deine Darstellung sehr gelungen!
    Liebe Grüße
    Joy

  3. Das gefällt mir … schaut doch mal bei mir vorbei ….

    http://thomasdembowski.wordpress.com/2010/10/09/die-quadratur-des-kreises-2/

    Grüße
    Tom

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