Also doch: schlechter in Mathe „dank“ „Turbo-Abi“

27. März 2010 | Von | Kategorie: Gjallarhorn Weblog

Eigentlich ist es logisch – es sei denn, man ist ein auf (vermeintliche ökonomische) „Effizienz“ gebürsteter Bildungspolitiker:
Die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur wirkt sich dramatisch auf die Mathematikleistungen der Schüler aus, haben Magdeburger Wissenschaftler ermittelt. Was Skeptiker befürchtet und Kritiker vorhergesagt haben, ist damit wissenschaftlich belegt. „Turbo-Abiturienten“, also Schüler, die bereits nach acht Jahren die weiterführende Schule mit dem Abitur (G8) verlassen, verfügen über wesentlich schlechtere Mathematikkenntnisse als Jugendliche, die sich neun Jahre auf den Abschluss vorbereiten konnten (G9).
Meldung der vdi-nachrichten: „Turbo-Abi“ verschlechtert Mathematikkenntnisse.

Es ist wahrscheinlich, dass die leicht kontrollierbaren Mathematikkenntnisse nicht allein stehen, sondern sozusagen nur die Spitze des Eisberges sind – und dass die Lücken in (tatsächlich wichtigen) „Nebenfächern“ wie Geschichte, Politik oder Geographie noch breiter sein könnten. Von der musischen Bildung gar nicht zu reden. Es ist nach diesen Ergebnissen zu befürchten, dass es auch in den Naturwissenschaften und den Sprachen um die Kenntnisse der „Turbo-Abiturienten“ generell schlechter bestellt ist – auch wenn das „Lernpensum“ theoretisch bewältigt und „irgendwie“ durchgenommen wird.

Ich bin übrigens der Ansicht, dass das „Turbo-Abi“ deutschen Zuschnitts nur Symptom einer Renaissance der „Paukschule“ ist, in der es um abfragbaren „Stoff“ und eventuell noch um Zurichtung für das Berufsleben – und nicht um Bildung – geht. Wobei die seit Jahren laut werdenden Klagen der Arbeitgeber über schlechte Mathe- und Deutschkenntnisse der Schulabgänger und über mangelhafte Allgemeinbildung selbst der Abiturienten dafür spräche, dass selbst das Bildungsziel „Vorbereitung auf das Berufsleben“ oft verfehlt wird.

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Ein Kommentar
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  1. Bildung gilt nur noch als Ausbildung i.S.v. Investition in das „Humankapital“ und i.S.v. Anpassung zur wirtschaflichen „Verwertbarkeit“. Hierfür ist die Bertelsmann-Stiftung mitverantwortlich. Dass die Paukschulversuche scheitern werden, war m.E. klar – aber die Idee sich die Leistungsstärksten „abzuschöpfen“ um den Rest als Reserve und Konsumenten zu behalten bleibt. In der Schule soll man nicht auf seine Rolle als mündig-kritischer Staatsbürger vorbereitet werden. Schule ist ein Leistungswettbewerb der in Gewinner und Verlierer einteilt (Selektion) und Anpassung. Man hat ja gesehen,was passiert wenn mal eine Lehrerin nicht selektiert… . Und die Gewinner sollen auch nicht auf ihr Leben als Künstler, Sportler oä. vorbereitet werden, denn Kunst und Kultur sind nur sehr bedingt „verwertbar“. Ebenso sind Fächer wie Geschichte, Gemeinschaftskunde, Geographie oder Ethik nur bedingt wichtig für die wirtschaftliche „Verwertbarkeit“.

    Also auch wenn die Paukschule fällt, das vom Markt „geordnete“ Bildungssystem und die selbstfinanzierten Schulen stehen uns erst noch bevor – die Anfänge sind gemacht…

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