Als das Ruhrgebiet „Burgenland“ war

9. März 2010 | Von | Kategorie: Termine

Vom 27.2. bis 28.11.2010 präsentiert das LWL-Museum für Archäologie in Herne eine nicht allein durch ihre Größe außergewöhnliche Mittelalterausstellung: AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen

Wenig bekannt ist, dass es nirgendwo im „Heiligen Römischen Reich“ (später „deutscher Nation“) so viele Burgen gab, wie am Niederrhein und an der Ruhr. Allerdings blieben nur wenige dieser oft nur aus Holz oder bestenfalls Fachwerk bestehenden Wehrbauten erhalten – während die steinernen Höhenburgen weiter südlich nach ihrer Auflassung wenigstens als Ruinen überlebten.

Mittelpunkt und „Aufhänger“ der Ausstellung ist ein Mord. Am 7. November des Jahres 1225 wurde Erzbischof Engelbert I. von Köln in einem Hohlweg bei Gevelsberg von Ministerialen des Grafen Friedrich von Isenberg erschlagen. Die Tat erregte ungeheures Aufsehen. Walter von der Vogelweide, der größte Lyriker des deutschen Mittelalters, machte sich in reichlich blutrünstigen Versen darüber Gedanken, welche Hinrichtungsart für den Mörder wohl die passende wäre.
Was in Gevelsberg genau geschehen ist und was die Hintergründe waren, gehört zu den ungelösten Fragen der Mittelalterforschung. Neuere Forscher sind überwiegend der Meinung, dass der Tod des Erzbischofs ursprünglich nicht beabsichtigt war. Der Plan wäre gewesen, ihn zu entführen, um ihm dann in der Gefangenschaft den eigenen Willen aufzwingen zu können. Und letzten Endes ging es um nichts weniger als um die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches. In den Jahren zuvor hatten Engelbert und seine Mitarbeiter im Auftrag des Kaisers eine Reichsreform entworfen. Danach wurden viele Rechte, die der Theorie nach bislang dem deutschen König vorbehalten waren (Markt-, Münz- und Befestigungsrecht), formell den Fürsten übertragen. Sehr zum Missfallen der „kleinen“ Grafen am Niederrhein und an der Ruhr.

Abgesehen von diesen spannenden „Politkrimi“ werden auf der Ausstellung Stücke gezeigt , die zu sehen man sonst viel reisen müsste. Aus dem Aachener Domschatz ist das sogenannte Zepter König Richards II. von Cornwall gekommen. Das Lübecker St.-Annen-Museum steuerte einen Türzieher bei, auf dem die sieben Kurfürsten mit dem Kaiser in der Mitte dargestellt sind. Das Bayerische Nationalmuseum München hat den kunstvoll gearbeiteten Aufsatz eines Krummstabes bereitgestellt, wie ihn ähnlich auch die Erzbischöfe von Köln geführt haben werden.

Gar nicht zu reden von den vielen, oft unscheinbaren Gebrauchsgegenständen – Münzen, Waffen, Trinkgefäßen, Urkunden usw. usf. Der Vorgang von 1225 gibt zu allerlei Seitenblicken Anlass: auf das Leben in den Ritterburgen, den Klöstern und den damals gerade aufblühenden Städten, auf die Justiz und natürlich auch auf das Militärwesen der Ritterzeit.

Info: AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen

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